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Die Karawane zieht weiter
Auf dem Weg in das sagenumwobene Timbuktu lauern Diebe auf fette Beute
Die Blütezeit der sagenumwobenen Stadt Timbuktu liegt einige Zeit zurück. Heute zählt die Oase im Nordosten Malis am Südrand der Sahara noch 30 000 Einwohner. Vor 550 Jahren waren es etwa 100 000.
Damals, im 14. und 15. Jahrhundert, gab es eine Universität in Timbuktu. Zahllose Schriften zeugen bis heute von den hochstehenden religiösen und philosophischen, rechtlichen und medizinischen Debatten unter den nordafrikanischen Gelehrten. Damals war Mali ein Königreich, und der Niger floss mitten durch die einst von Tuaregs gegründete Stadt. Doch während sich Timbuktu in den Jahrhunderten danach zurückentwickelte, zogen die Karawanen weiter von Oase zu Oase.
Das ist die Situation, die Dirk Henn in seinem Brettspiel »Timbuktu«Ê(Verlag Queen Games, 23 Euro) aufgreift. Drei bis fünf Karawanenführer haben die Chance, reich zu werden. Doch dürfen sie sich nie in Sicherheit wiegen. Überall sind Diebe unterwegs. In jeder Oase schlagen sie aufs Neue zu.
Zum Glück gibt es Hinweise, welchen Pferch die Diebe in der Nacht aufsuchen werden, welchen Stellplatz sie berauben und auf welche Ware sie es abgesehen haben. Diese Hinweise sind auf so genannten Diebeskarten vermerkt. Jeder Karawanenführer erhält zu Beginn einen Satz von drei Karten, jeder einen anderen. Im Spielverlauf werden die Diebeskarten weitergereicht, so dass die Gefahrenstellen allmählich bekannter werden.
Die Kamele tragen unterschiedliche Farben und Nummern. Welches Kamel in der aktuellen Runde ziehen darf, bestimmt der Spieler vorab, in dem er die entsprechende Kamelkarte verdeckt vor sich ablegt. Grundsätzlich ist die Wahl des Pferchs frei. Dort zieht das Kamel aber immer zum freien Stellplatz mit der niedrigsten Ziffer. Folgt es den Richtungspfeilen, die von seinem Stellplatz zum Pferch führen, ist die Bewegung kostenlos. Weicht es vom Weg ab, muss der Spieler eine Ware des betreffenden Kamels abgeben. Hat es keine Ware mehr, hat der Besitzer Glück und das Kamel zieht kostenlos zu seinem Stellplatz. Möglich, dass der vor Rundenbeginn eingeplante Stellplatz inzwischen von einem anderen Kameltreiber wurde. Dann heißt es, flexibel zu sein.
Sind alle Kamele in der Oase angekommen, erhalten die Diebe ihre Beute. Die Warenkarten liegen auf der Karawanen-Tafel jedes Spielers. Geklaute Karten werden neben dem Spielplan abgelegt. Das ist wichtig für die Wertung am Ende des Spiels. Dann zählt jede Warenkarte, ob Salz, Gold, Kaffee, Pfeffer oder Wasser, genau so viel, wie von den Dieben aus dem Spiel genommen wurden. Hier ist »Timbuktu« ganz marktwirtschaftlich: Das Angebot bestimmt den Preis.
»Timbuktu« ist die Neuauflage eines Spiels, das 1993 schon mal auf dem Markt war. Einige Regeln wurden zu Gunsten eines flotteren Spiels leicht abgeändert. Die neue Aufmachung ist weniger abstrakt, dafür werthaltiger und schöner. Bernhard Hertlein

Artikel vom 17.12.2005