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Akrobaten am Steuerknüppel
»X3 - Reunion«: Epische Weltraumsaga stößt in neue Sphären vor
»X3 - Reunion« erzählt ein neues Kapitel aus den Tiefen des X-Universums. Neben seiner bereits aus den Vorgängern bekannten spielerischen Freiheit glänzt die Weltraum-Handels- und -Kampfsimulation mit einer epischen Hintergrund-Story.
Grafisch hat der Titel im Vergleich zu den Vorgängern beachtlich zugelegt: Die brandneue »X3-Reality«-Engine zaubert in Echtzeit riesige Raumstationen, zahllose Schiffe und gewaltige Explosionen auf den Bildschirm. »X3 - Reunion« baut die Stärken der Serie konsequent aus, wobei die vier Kernelemente »Handeln«, »Kämpfen«, »Bauen« und »Planen« abermals eine zentrale Rolle spielen.
»X2« wurde oftmals eine zu steile Lernkurve nachgesagt, die es Einsteigern erschwerte, sich das komplexe Spielgeschehen zu erschließen. In »X3« sollte der Einstieg nun deutlich entschärft werden. Unterschiedliche Startpositionen sowie die frei konfigurierbare Tastaturbelegung sollte auch Gelegenheitsspielern und rein Action-orientierten Quereinsteigern schnelle Erfolgserlebnisse bescheren. Den Versuch kann man leider nur als missglückt bewerten. Die Benutzerschnittstelle ist völlig überfrachtet, an jeder Ecke des Bildschirms buhlen gerade bei hohen Auflösungen winzige Icons um die Aufmerksamkeit des Piloten. Die (endlich integrierte) Maussteuerung ist schwammig, Fadenkreuz und Zielhilfen gehen im farbigen Weltall manchmal im Hintergrund unter. Selbst erfahrene Raumfahrer verzweifeln im Verlauf der Story: Manche Gefechte sind ohne die automatische Zielhilfe oder mehrfaches Ausprobieren (Speichern ist nicht immer möglich) nicht zu schaffen.
Trotzdem: Der dritte Ausflug ins X-Universum bietet neue Herausforderungen, überraschende Wendungen und gewaltige Weltraumschlachten. Von Zeit zu Zeit darf der Spieler dynamische Bonus-Missionen übernehmen. So kann er z.B. an einem wilden Verfolgungsflug durch eine futuristische Stadtlandschaft teilnehmen, oder Sklavenmädchen aus einem Unterhaltungskomplex retten, bevor die Station explodiert.
Neue Bauelemente ermöglichen es dem Spieler, durch Tunnelsysteme miteinander verbundene Superfabriken zu errichten. Diese Systeme sind in sich geschlossene, autonome Wirtschaftskreisläufe, die alles enthalten, was zum selbstständigen Überleben benötigt wird, angefangen von Kraftwerken über Erzminen bis hin zur Nahrungsproduktion.
Das X-Universum wächst weiter und steckt voller neuer, teils verborgener Bereiche, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. So enthalten bereits bekannte Sektoren nicht nur zahlreiche neue, sondern auch etliche »einzigartige« Objekte, die einen Anreiz für Forschungs- und Entdeckungstouren im ganzen Universum darstellen. Die Illusion eines lebendigen Universums wird komplettiert durch vielfältige Möglichkeiten, sein Raumschiff zu modifizieren. So lässt sich der Frachtraum des TS-Transporters nochmals massiv vergrößern - allerdings kann das Schiff dann nicht mehr an die regulären Handelsstationen andocken...
Wer die Schwächen des Story-basierten Spiels verschmerzen kann und einiges an Geduld und Nerven mitbringt, findet mit X3 eine tolle Handelssimulation in einem riesigen Universum. (tl)

Artikel vom 17.12.2005