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Die Stimme wird zum Kunstwerk

Schauspielerin und Regisseurin Edith Clever wird heute 65 Jahre alt

Von Elke Vogel
Berlin (dpa). Wer Edith Clever einmal auf der Bühne erlebt hat, der wird sie immer wieder erkennen. Diese zarte Person macht aus ihrer Stimme ein Kunstwerk.
Edith Clever als Insa Breydenbach im Botho Strauss-Stück »Die Eine und die Andere«.

Was die einen als »übertrieben« bezeichnen, ist für die anderen purer Wohlklang. Clever geht sparsam mit Gesten und Mimik um, all ihre Gefühle drückt sie mit ihrer Stimme aus. Heute feiert sie ihren 65. Geburtstag.
Der große Verdienst der gebürtigen Wuppertalerin ist, dass sie die klassischen Frauenfiguren des Theaters stets aus heutiger Sicht beleuchtet. Auch als Regisseurin hat sie sich einen Namen gemacht. Am Berliner Ensemble ist Clever noch bis Ende Januar in Botho Strauß' Stück »Die Eine und die Andere« zu sehen.
Clever gehört ebenso wie Lampe, Bruno Ganz und Otto Sander zu den Schauspielern, die die Berliner Schaubühne in den 70er Jahren zu Weltruhm führten. Unter der Regie von Peter Stein feierte Clever ihre größten Triumphe. Sie spielte die Warwara in Gorkis »Sommergäste« (1975), die Ruth in Strauß' »Trilogie des Wiedersehens« (1978) und die Klytämnestra in Aischylos' »Orestie« (1980). Unvergesslich ist Clevers Auftritt in Steins legendärer Tschechow-Inszenierung »Drei Schwestern« (1984). Unter der Regie von Michael Grüber war sie in Handkes »Der Ritt über den Bodensee« (1971) und in Euripides' »Die Bakchen» (1973) zu sehen.
Clever absolvierte ihre Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Nach einem ersten Engagement in Kassel ging sie 1966 ans Theater Bremen. Es folgten Auftritte an den Münchner Kammerspielen und am Zürcher Schauspielhaus, bevor sie 1971 an die Berliner Schaubühne ging.

Artikel vom 13.12.2005