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Mann mit Kreativität
setzte hohen Maßstab

Film- und TV-Produzent Gyula Trebitsch ist gestorben

Hamburg (dpa). Der Film- und Fernsehproduzent Gyula Trebitsch ist gestern im Alter von 91 Jahren in Hamburg gestorben. Er schrieb Filmgeschichte in Deutschland und arbeitete als einer der ersten seiner Zunft außer für die Leinwand auch fürs Fernsehen.
Gyula Trebitsch mit seiner Tochter Katharina und seinem Sohn Markus. Alle arbeiten im Bereich Film- und Fernsehproduktionen.Foto: dpa

Der gebürtige Budapester gründete bereits 1936 in Ungarn seine erste Filmproduktion und brachte im Alter von 22 Jahren den Spielfilm »Ich vertraue Dir meine Frau an«, der später in Deutschland neu verfilmt wurde. Während des Krieges wurden Trebitsch und seine Familie Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Er verlor zwei Brüder im Holocaust; die Eltern überlebten und wanderten später nach Israel aus. Gyula Trebitsch selbst durchlitt mehrere Konzentrationslager und wurde bei Kriegsende von amerikanischen Soldaten aus dem KZ Wöbbelin bei Ludwigslust befreit.
Nach dem Krieg gründete Trebitsch gemeinsam mit seinem Partner Walter Koppel die Gesellschaft »Real Film«, die in den fünfziger Jahren die Spitzenposition unter den deutschen Filmfirmen erreichte. Er produzierte Filmklassiker wie »Des Teufels General« mit Curd Jürgens und den »Hauptmann von Köpenick« mit Heinz Rühmann. Auf dem Höhepunkt der Kinowelle in den fünfziger Jahren setzte Trebitsch auf das junge Medium Fernsehen und landete mit der TV-Produktion »Lysistrata« mit Romy Schneider unter der Regie von Fritz Kortner einen Hit.
Schon 1959 verkaufte Trebitsch 80 Prozent seiner Real-Film-Anteile an die NDR-Werbefernsehen-Tochter, später auch den Rest. Er blieb aber bis 1980 Geschäftsführer der in Studio Hamburg umbenannten Gesellschaft, die zu einer der größten Produktionsfirmen in Europa heranwuchs. Daneben führte er auch außerhalb Deutschlands eine Reihe weiterer Unternehmen im Film- und Fernsehgeschäft oder war an ihnen beteiligt. Nach seinem Ausscheiden bei Studio Hamburg arbeitete er als freier Produzent. Auch seine Tochter Katharina und sein Sohn Markus, zwei von drei Trebitsch-Kindern, sind im Filmgeschäft tätig.
Gyula Trebitsch, der alle Film- und Fernsehstars der vergangenen sechs Jahrzehnte gut kannte, wurde für sein Lebenswerk vielfach ausgezeichnet. Der Professor an der Hamburger Hochschule für Musik und darstellende Kunst erhielt unter anderem 2000 den Deutschen Filmpreis in Gold.
Regisseur Jürgen Roland sagte, Trebitsch sei nicht zu ersetzen. »Mit Trebitsch ist einer der letzten, wenn nicht der letzte, große deutsche Produzent abgetreten«, sagte er. NDR-Intendant Jobst Plog hob hervor, Trebitsch sei für viele Produzenten in der Film- und Fernsehbranche ein großes Vorbild gewesen, nicht nur wegen seiner Produktionen.

Artikel vom 13.12.2005