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Von oben nach unten

Die Bayern und ihre bevorzugte Blickrichtung

München (dpa). Eine Meister-Leistung war der Arbeitssieg gegen Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern nicht, trotzdem hat Bayern München den 20. Titel schon mit 85,7 Prozent Wahrscheinlichkeit gewonnen.
Mit dem 2:1-Erfolg sicherten sich die Münchner am 16. Bundesliga-Spieltag vorzeitig die 15. Herbstmeisterschaft - und in 12 der 14 vorangegangen Fälle (85,7 Prozent) bedeutete das auch Platz 1 am Saisonende; nur Werder Bremen 1992/93 und Borussia Mönchengladbach 1970/71 konnten die Münchener noch abfangen.
Trotz der eindrucksvollen Statistik mochte bei den Münchnern keiner in verfrühten Jubel ausbrechen. »Abgerechnet wird am Schluss. Die Herbstmeisterschaft zählt nichts, wenn du am Saisonende nicht Erster bist«, sagte Roy Makaay, der per Foulelfmeter das Siegtor erzielte (54.). Aber nicht nur Oliver Kahn, der fünf Minuten später einen Strafstoß von Ervin Skela parierte und mit dieser Rettungstat den Vier-Punkte-Vorsprung auf den Hamburger SV wahrte, hob den »psychologischen Vorteil« der Wintermeisterschaft hervor. »Auf Platz eins zu stehen, macht das Arbeiten leichter.«
So sah es auch Trainer Felix Magath: »Hier ist es wichtig, Herbstmeister zu sein. In München schaut man lieber von oben nach unten.« Ein Klassenunterschied zwischen oben (Bayern) und unten (Lautern) wurde in der Allianz Arena jedoch nicht deutlich. »Wenn Oliver den Elfer nicht hält, hätte es ein böses Erwachen geben können«, meinte Bayern-Manager Uli Hoeneß: »Jetzt müssen wir versuchen, in Dortmund zu gewinnen, und danach den HSV im Pokal zu schlagen. Dann kann man von einem gelungenen Jahr 2005 reden.«
Um diese Ziele zu erreichen, müssen die müden Bayern allerdings nochmals zulegen. »Die Leistung von heute wird gegen Dortmund und den HSV nicht ausreichen. Wir müssen uns ziemlich zusammenreißen, wenn wir nicht straucheln wollen«, warnte Kapitän Kahn. Zwar brachte Michael Ballack, der nach einem schmerzhaften Foul an Ingo Hertzsch in Dortmund eine Gelb-Sperre absitzen muss, die Bayern mit seinem 6. Saisontor in Führung (26.). Aber Sorglosigkeit im Abschluss und in der Defensive wurden von Boubacar Sanogo mit dem 1:1 bestraft (39.).
Am Ende entschieden der zielsichere Elfmeterschütze Makaay im Duell mit FCK-Keeper Jürgen Macho und der glückliche Elfmetertöter Kahn beim erfolglosen Schuss von Skela die Partie. »Mein Ball war genau in der Ecke, der von Skela nicht«, sagte Makaay.
Trotz der Diskussionen um seine Formschwäche hatte Makaay in einer schwierigen Situation Flagge gezeigt. »Ich fand es toll, dass Roy die Verantwortung nicht gescheut hat, sondern sich den Ball von Ballack geholt hat«, sagte Magath.

Weihnachten
»Wenn man an Weihnachten unter dem Baum den ersten Tabellenplatz sieht - und die anderen sehen das auch - ist das ein gutes Gefühl.«

Bayern-Manager Uli Hoeneß zur Herbstmeisterschaft

Artikel vom 13.12.2005