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Schalke feuert
Ralf Rangnick

Kehrt nun Huub Stevens zurück?

Gelsenkirchen (dpa). Mit der erwarteten Entlassung von Ralf Rangnick hat der FC Schalke 04 die Konsequenzen aus den Vorkommnissen am Wochenende gezogen.

»Uns blieb nicht anderes übrig. Die Entwicklung mit dem Höhepunkt am Samstag hat uns dazu gezwungen«, erläuterte Manager Rudi Assauer die sofortige Beurlaubung des 47 Jahre alten Schwaben nach einem einstimmigen Vorstandsbeschluss. Im letzten Hinrundenspiel in Stuttgart soll Co-Trainer Oliver Reck die Revierelf betreuen. Darüber hinaus will der Vizemeister in aller Ruhe einen Nachfolger suchen, der möglichst am 4. Januar die Rückrundenvorbereitung aufnimmt. »Wir sind an einer langfristigen Lösung interessiert«, sagte Sportmanager Andreas Müller. Assauer versicherte: »Wir haben nicht über einen Nachfolger nachgedacht, geschweige denn diskutiert.«
Rangnick hatte sich mit seiner »Ehrenrunde« und dem demonstrativen Dank an die Fans in der Veltins-Arena am Samstag vor der Partie gegen den FSV Mainz 05 (1:0) selbst die Grundlage für die Erfüllung seines Vertrages bis zum Saisonende entzogen. »Wir waren danach zum Handeln gezwungen. Wir bedauern den Schritt, aber es gab keine Alternative. Wenn man das Verhältnis der Spieler zum Trainer bedenkt, war es nicht möglich, so weiter zu machen. Was passierte, ist nicht auf große Liebe bei der Mannschaft gestoßen«, betonte Müller, der selbst auch auf Distanz zu Rangnick gegangen war. Dabei war Müller die treibende Kraft bei der Verpflichtung des Coaches, der seinen Dienst am 28. September 2004 angetreten hatte.
Die Trennung hatte sich schon am Freitag abgezeichnet, als Rangnick überraschend angekündigte, seinen im Sommer 2006 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Als Hauptgründe für seinen Rückzug hatte der Schwabe (»Ich bin die politischen Possenspiele leid«) das Durchsickern von Vereins-Interna an die Boulevardpresse sowie mangelnden Rückhalt in der Clubspitze angeführt.
Rangnick ist nach Klaus Augenthaler (Leverkusen), Wolfgang Wolf (Nürnberg), Ewald Lienen (Hannover), Michael Henke (Kaiserslautern), und Norbert Meier (Duisburg) schon der sechste Trainer, der in dieser Saison seinen Platz räumen musste. In der Bundesliga-Historie sind nun 299 vorzeitige Trennungen verzeichnet.
Der Trainerstuhl auf Schalke ist seit dem Weggang von Schalkes Bundesliga-Rekordcoach Huub Stevens ein Schleudersitz. Weder Frank Neubarth, Marc Wilmots, Jupp Heynckes, Interimslösung Eddy Achterberg noch Rangnick hielten es lange aus. Müller räumte den »großen Trainer-Verschleiß« ein. »Aber es gab auch schon mal einen, der fast sechs Jahre bei uns war und an dem wir trotz zweier schlechterer Jahre festgehalten haben«, sagte Müller, der damit einen versteckten Hinweis lieferte, dass der Neue auch ein alter Bekannter sein könnte. Zwar steht Stevens, der Schalke vom 8. Oktober 1996 bis zum 30. Juni 2002 trainierte, derzeit wieder bei Roda Kerkrade in Lohn und Brot. Doch dass der Niederländer aus seinem bis 2007 datierten Vertrag heraus könnte, gilt als sicher. Als Alternativen werden Matthias Sammer und Ottmar Hitzfeld gehandelt.

Artikel vom 13.12.2005