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»Endlich Gerechtigkeit für die Kleinen«

Sollen Erwachsene Kindern Platz machen?


Zu dem Beitrag »Erwachsene machen Kindern Platz« äußert sich ein Leser ironisch-hintersinnig:

Nun endlich widerfährt den lieben Kleinen also Gerechtigkeit. Sie werden in der Schule gequält, die Lehrer sind ungerecht zu ihnen und überfordern sie. Sie werden in vielen Familien misshandelt und entrechtet. Das Allerschlimmste aber ist: Sie werden immer weniger. Weil die Deutschen keine Kinder mehr wollen. . . 
Jedoch, im Bus und in der Straßenbahn wollen wir sie. An bevorzugter Stelle. Hier sind sie nicht nur einfach da, hier sitzen sie in der ersten Reihe. Wobei die Betonung auf »sitzen« liegt. In den Aufbaujahren während der 1950er Jahre mussten sie stehen und den »bösen« Erwachsenen Platz machen, die damals für den Wiederaufbau unseres Landes geschuftet haben, obwohl sie von den Folgen des furchtbaren Weltkrieges schwer gezeichnet waren. 
Diese Spezies gibt es zwar nicht mehr. Aber ihre veralteten Nachfolger haben jetzt gefälligst und endlich ihren Sitz zu räumen. Wenn nicht, drohen wir mit Wasserkanistern. Die lieben Kleinen und (auch) die gebrechlichen Nicht-ganz-Starken werden sich die neue Rangordnung, zu der man nichts geleistet hat, außer unten (auf dem Sitzplatz) zu sein, gut merken und diese Art von Rücksicht auch in anderen Lebensbereichen pflegen - und sich selbst pflegen.
Vielleicht haben sie einmal Glück und dürfen später, wenn Frau Astrid Mundt, heute Marketingleiterin des Bielefelder Stadtwerke-Tochterunternehmens »moBiel«, selbst recht betagt und nicht mehr locker gehfähig ist, höflich (!) und dankbar für ihr Vorzugslos Frau Mundt im Bus bitten, doch für sie aufzustehen. Damit diese den Kanister oder einen Schulranzen bekommt und nicht sie selbst oder ein anders liebes armes Kleines.
Die Verheißung: »Keine AngstÉ« brauchen wir nicht abzunehmen, wenn wir sehen, wie hier mit rücksichtslos alles ausgehebelt wird, was seit fast unvordenklichen Zeiten gegolten hat: Rücksicht, Anstand, Gesittung, Hilfsbereitschaft - kurz: Charakter! Danke, Frau Mundt!
K. J. KRÜGER33175 Bad Lippspringe

Artikel vom 22.12.2005