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Aus für AEG in Nürnberg

Electrolux schließt Traditionswerk -Ê1750 verlieren Jobs

Nürnberg/Stockholm. (Reuters). Das traditionsreiche AEG-Werk in Nürnberg steht vor dem endgültigen Aus. Der schwedische Hausgerätekonzern Electrolux entschied gestern, das 83 Jahre alte Werk mit 1750 Mitarbeitern Ende 2007 zu schließen.

Die Mitarbeiter reagierten bestürzt. Ein Electrolux-Manager bekam die Wut der Belegschaft durch einen Hagel von Gegenständen zu spüren. Der Bundesvorstand der IG Metall kündigte Widerstand gegen die Schließungspläne an. Das Unternehmen habe diesen Schluss leider ziehen müssen, teilte Vorstandsmitglied Johan Bygge in Stockholm mit. Es gebe keine Möglichkeit zur Überbrückung der großen Kostenlücke, um die Fertigung in Nürnberg wettbewerbsfähig zu machen.
»Das war eine der schwierigsten Entscheidungen, die ich in meiner Zeit bei Electrolux erlebt habe«, sagte Bygge. Wegen des Preisverfalls bei Hausgeräten sei das Nürnberger Werk nicht mehr wettbewerbsfähig, begründete Electrolux den Entschluss. Jede dort produzierte Waschmaschine bringe 60 Euro Verlust. Die Fertigung soll nach Italien und Polen verlagert werden. Die Verbraucher seien nicht bereit, Preisaufschläge für einen bestimmten Herstellungsort zu bezahlen, sagte Bygge. Die Werksschließung werde gut 240 Millionen Euro kosten.
Die Belegschaft in Nürnberg wurde vom eigens aus der Brüsseler Europazentrale angereisten Electrolux-Manager Horst Winkler über das Aus informiert. Dieser sei aber über die Worte »Es tut mir sehr leid« nicht hinausgekommen, berichtete die IG Metall. Der Rest seiner Rede sei in Pfiffen und Buhrufen untergegangen. Enttäuschte AEG-Mitarbeiter hätten sogar Gegenstände nach ihm geworfen. Die IG-Metall-Spitze berät jetzt über Kampfmaßnahmen gegen die geplante Schließung.

Artikel vom 13.12.2005