12.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Arminia nicht gefräßig genug

Nach dem 1:1 in Duisburg kritisiert Kapitän Hain zu große Zufriedenheit

Von Dirk Schuster
Duisburg (WB). Ein Unentschieden auf dem Rasen, Unentschiedenheit auch bei der Analyse: Unter Arminias Bundesligaprofis herrschte große Ratlosigkeit. Sollten sie mit dem Punkt in Duisburg nun zufrieden sein oder nicht? Für Klärung sorgte Trainer Thomas von Heesen: »Wir haben wie in Wolfsburg zwei Zähler liegen lassen.«

Nur mit einem Heimsieg am Samstag über Köln können die angestrebten 20 Punkte erreicht werden. Aus den letzten fünf Partien hat Arminia nur zwei von möglichen 15 Zählern geholt. »Man muss aber auch gucken, wie wir gespielt haben und gegen wen«, fauchte von Heesen den Journalisten an, der ihn mit diesen Zahlen konfrontiert hatte.
Noch viel mehr als das ärgerte den Coach aber, dass seine Mannschaft den spielerischen und numerischen Vorteil (Gelb-Rot gegen Duisburgs Kurth/69.) nicht entscheidend genutzt hatte. »Wir hätten gewinnen müssen«, sagte von Heesen und stolperte nicht zum ersten Mal in dieser Saison bei der Nachbetrachtung eines Spiels über den »dummen Konjunktiv«.
Dass nicht nur in Überzahl gegen ganz schwache Meidericher mehr drin war als ein Punkt und ein Tor von Fatmir Vata hat jeder der 19 143 Zuschauer im schmucken Stadion gesehen, sofern ihn die MSV-Brille bei der Sicht aufs Spielfeld nicht zu sehr behinderte.
Denn abgesehen von einer schwungvollen Anfangsphase, die ihren Höhepunkt in Abdelaziz Ahanfoufs Pfosten- (5.) und ihr abruptes Ende in des Marokkaners knapp verzogenem Diagonalschuss fand (10.), hatten die Platzherren ihrem Publikum kaum etwas zu bieten. Denn dass zehn Minuten vor der Pause Ahanfouf noch einmal zu einer Großchance kam, war purer Zufall.
Überhaupt kein Zufall war dagegen, dass Ahanfouf Duisburgs Tor erzielte. Denn der 27-Jährige war die einzige Offensivkraft der Zebras, die überhaupt Gefahr entwickelte. Begünstigt durch einen Abwehrfehler von Marcio Borges köpfte Ahanfouf das 1:0 (42.).
Mit einer Ausnahme (van Houdt entwischte Borges und schoss knapp vorbei/76.) war von Duisburg im zweiten Abschnitt nichts mehr zu sehen. Interimscoach Heiko Scholz: »Der eine Punkt ist zu wenig. Für eine Heimmannschaft hatten wir in der zweiten Halbzeit zu wenige Chancen.«
Arminia führte in der MSV Arena Regie, der Ausgleich war verdient. Die traumhafte Vorarbeit zu Vatas Winkelschuss kam von Isaac Boakye. Selbstbewusst auftretend, immer anspielbereit, weite Wege gehend und fast immer mit gutem Auge für den Mitspieler: Boakye verdiente sich bei Bielefeld die Bestnote.
Der Ghanaer verkörperte ebenso wie Bernd Korzynietz oder Torwart Mathias Hain die Siegermentalität, die ein paar andere Arminen vermissen ließen. Schlussmann Hain zwang das zu dieser Feststellung: »Mit allzu großer Zufriedenheit werden wir noch wahnsinnige Probleme haben in dieser Liga. Dessen sollte sich jeder bewusst werden. Das offizielle Ziel waren vier, ich wollte aus den letzten beiden Spielen sechs Punkte.« Hains Münchener Torwartkollege Oliver Kahn hatte die Gefräßigkeit mal als typisches FC Bayern-Merkmal herausgestellt. Ein paar Arminen waren nach dem 1:1 in Duisburg schon zu satt.
Dass der Trainer des letzten Ligagegners 1. FC Köln Uwe Rapolder heißt, dürfte für viele Bielefelder eine Zusatzmotivation beim Hinrundenausklang sein. Michael Fink bestätigt: »Einige sind schon heiß. Es gibt ein paar Spieler, die Rapolder zeigen wollen, dass sie vorige Saison zu Unrecht die meiste Zeit nur auf der Bank gesessen haben.«

Artikel vom 12.12.2005