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MARTa Herford

Leuchtfeuer in Sachen Kunst und Kultur

Leuchttürme gibt es auch im Binnenland. Zum Beispiel im schönen ostwestfälischen Herford: Das MARTa gilt nach nur einem halben Jahr als unübersehbar strahlender Lotse für Liebhaber von Architektur und Kultur.


Die Besucherzahlen seit der Eröffnung am 7. Mai sprechen für sich: Bis Jahresschluss zählten die Verantwortlichen schon stolze 100 000 zahlende Gäste.
Die Zahl liegt damit weit über der vorsichtigen Schätzung von 35 000. Nicht mitgezählt sind die 21 000 Besucher, die am Eröffnungstag kostenlos den Bau des großen amerikanischen Architekten Frank Gehry in Augenschein nehmen durften. Das MARTa, also das Haus für Möbel (M), Kunst (Art) und Ambiente (a), entstand in vier Jahren Bauzeit, kostete 28,8 Millionen Euro und ist »viel mehr als ein Museum«, betonte der Künstlerische Direktor Jan Hoet. Die Architektur des Gebäudes ist geprägt durch die geschwungene Dachlandschaft aus Edelstahl und die wellenförmigen Wände. »Wer sich von dieser Architektur nicht mitgenommen fühlt, ist zu bedauern«, meint Wolfgang Clement (SPD), bei der Eröffnung noch Bundeswirtschaftsminister.
Passend zur spektakulären Architektur versteht sich MARTa bewusst als Museum für Kunst und Design. Um den 22 Meter hohen Dom gesellen sich fünf kleinere Galerien mit Lichtkuppeln. Kunst soll dem Menschen bei der Suche nach der Identität, nach Vorbildern helfen. »(My private) Heroes« (Meine privaten Helden) hieß denn auch die Eröffnungsausstellung, die auf große Resonanz stieß. 84500 Menschen strömten nach Herford.
So mancher kam von weit her. »Wir verspüren eine weltweite Resonanz«, freut sich MARTa-Sprecher Nils Vandré. Das US-Kunstmagazin »Art in America« habe einen Besuch in Herford ebenso empfohlen wie die »Nippon Vogue« oder die israelische Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift »Geo«. MARTa beweist: Es bedarf nicht unbedingt einer Großstadt, um einen festen Platz auf der Landkarte der Kultur zu bekommen. »MARTa darf keine Eintagsfliege bleiben«, forderte Direktor Jan Hoet und wünscht sich weitere »Investitionen in Herfords Zukunft«. Ob sich die Hoffnung auf weitere architektonisch ansprechende Bauten in der alten Hansestadt erfüllt, ist angesichts der schwierigen Finanzlage der Kommune gleichwohl zweifelhaft.
Man brauche Kunst, betont Hoet, »um dem Anderen in sich und den Anderen um sich zu begegnen und sie kennen zu lernen.« Im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft sollen Freunde rund um den Globus MARTa kennenlernen. Das Haus gehört zu den 365 ausgesuchten »Orten«, die unser Land bei der Standortinitiative der Bundesregierung und Wirtschaft »Deutschland: Land der Ideen« repräsentieren. MARTa stellt sich am 20. April als modern und weltoffen vor. Für Ostwestfalen stellt das Museum zweifellos eine Bereicherung dar. Mit der Kunsthalle Bielefeld, dem Computermuseum Paderborn, dem Preußen-Museum in Minden und kleineren attraktiven Schaufenstern der Künste präsentiert die Region alle Sparten, vom Design über Kunst und Geschichte bis zur Technik.
Im Jahr 2006 sind fünf große Ausstellungen im MARTa geplant, wofür ein Budget von 1,3 Millionen Euro zur Verfügung steht. Höhepunkt verspricht die Schau »Modernism: Designing a new World« im Herbst zu werden. In Zusammenarbeit mit dem Victoria and Albert Museum in London wird der Aufbruch der Designer im 20. Jahrhundert dargestellt. Für Aufbruchstimmung hat das MARTa selbst gesorgt, und das in nur einem halben Jahr.

Ein Beitrag von
Dietmar Kemper

Artikel vom 31.12.2005