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Polizei fasst
Kanal-Betrüger

Falsche Rechnungen verschickt

Von Jens Heinze
Bielefeld/Hamburg (WB). Die Polizei hat einen 41-Jährigen aus Schneverdingen (Lüneburger Heide) festgenommen. Er steht in Verdacht, gefälschte Rechnungen der Hamburger Kanalreinigungsfirma HaPo verschickt zu haben.

Der Deutsche Thomas H., gegen den am Freitag von einem Hamburger Ermittlungsrichter Haftbefehl erlassen wurde, soll bundesweit etwa 225 000 Betrugsbriefe verschickt haben.
In Bielefeld und anderen Großstädten der alten Bundesländer zwischen München und Hamburg, so der ermittelnde Hauptkommissar Ralf Meiburg von der Hamburger Kripo, seien gezielt Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern angeschrieben worden. Bielefeld war in Ostwestfalen-Lippe offenbar als einzige Stadt betroffen (diese Zeitung berichtete).
Per Scheinrechnung der in Hamburg nicht existierenden Kanalfirma HaPo, berichtete der Hauptkommissar weiter, waren die Empfänger aufgefordert worden, je 182,12 Euro für das Reinigen von verstopften und verschmutzten Abwasserkanälen zu bezahlen. Angeblich habe die jeweilige Stadtverwaltung die HaPo beauftragt, Hausanschlüsse zu spülen.
Hauptkommissar Meiburg: »Für die Haus- und Grundeigentümer ist aber kein materieller Schaden entstanden.« Man habe die HaPo-Konten so schnell sperren lassen, dass die Betrüger keine Beute machen konnten.
Ein Mitarbeiter des Postermittlungsdienstes hatte die Kripo auf den bundesweiten Großbetrug aufmerksam gemacht. Der Postler hatte im Briefzentrum Hamburg etwa 97 000 HaPo-Schreiben mit gefälschten Freistempelmarken entdeckt. Diese Briefe wurden beschlagnahmt, bevor sie bei den Empfängern eintrafen.
Über die vier auf den gefälschten Rechnungen angegebenen Kontoverbindungen bei Banken im Raum Celle kamen die Hamburger Ermittler zunächst einer 26-jährigen Frau aus dem norddeutschen Nienhagen auf die Spur. Sie soll für den in einer Gaststätte festgenommenen 41-Jährigen die Konten eröffnet und dem Mann die Firma HaPo verkauft haben.
»Vom Freiumschlag bis zum Überweisungsschein war bei den HaPo-Briefen alles gefälscht«, zog Hauptkommissar Meiburg am Freitag eine erste Bilanz der Ermittlungen. Der festgenommene 41-jährige Betrüger, wegen anderer Delikte bereits polizeibekannt, sei »allerdings nur ein kleines Rädchen im großen Getriebe« gewesen. Um hunderttausende HaPo-Briefe zu fälschen und versenden, sei der Mann von Komplizen unterstützt worden. Über weitere Beteiligte des bundesweiten Großbetruges sei aber noch nichts näheres bekannt, sagte Meiburg.
Auch könne zur Zeit nur darüber spekuliert werden, wie die Kriminellen an die 225 000 Adressen der angeschriebenen Grundeigentümer gekommen seien.

Artikel vom 10.12.2005