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Stromchaos: RWE
räumt Fehler ein

»Hätten eher informieren müssen«

Essen (dpa). Der Vorstandsvorsitzende des Essener Stromkonzerns RWE, Harry Roels, hat Kommunikationsfehler im Umgang mit brüchigen Strommasten aus Stahl eingeräumt. Mit dem Thema »Maststahlversprödung« hätte RWE früher an die Öffentlichkeit gehen sollen, sagte Roels dem Nachrichtenmagazin »Spiegel«.
Für das Einbrechen der Strommasten war nicht allein das Wetter verantwortlich.

Das Problem betreffe viele Stromunternehmen, zitiert der »Spiegel« den RWE-Vorstandsvorsitzenden. Vor zwei Wochen waren, wie ausführlich berichtet, nach Schneestürmen im Münsterland mehr als 80 Masten gebrochen und hatten einen beispiellosen Stromausfall verursacht, von dem mehr als 250 000 Menschen tagelang betroffen waren.
Es sei frühzeitig ein Sanierungsprogramm aufgelegt worden, das nach seinem Amtsantritt 2003 »beschleunigt« worden sei, sagte Roels. Forderungen, die Sanierung bereits früher als zum geplanten Zeitpunkt im Jahr 2015 abzuschließen, erteilte er eine Absage. Selbst wenn der Etat dafür verdoppelt würde, seien die Arbeiten nicht schneller zu erledigen. Im Wege stünden auch langwierige Genehmigungsverfahren von zum Teil bis zu fünf Jahren Dauer.
Roels räumte ein, dass 2900 der insgesamt 28 000 Strommasten aus dem zum Teil spröde gewordenen Thomasstahl im RWE-Netz in der Nähe von Wohngebieten stehen. Davon seien bereits etwa 70 Prozent saniert. Der Rest soll dem RWE-Chef zufolge bis Ende 2006 erledigt sein. »Natürlich verstehe ich, dass dieses Thema bei den Menschen Emotionen weckt. Aber wir tun auch alles Menschenmögliche, die Probleme zu lösen. Um alle Träger aus Thomasstahl bis 2015 zu sanieren, würden nach heutigem Kenntnisstand 550 Millionen Euro benötigt. Sollte mehr notwendig sein, würde auch mehr Geld zur Verfügung gestellt.
Roels hält es nicht für redlich, die umgestürzten Strommasten im Münsterland allein auf den spröden Stahl zurückzuführen. Das Phänomen sei auf ein Naturereignis zurückzuführen, das nur einmal in hundert Jahren vorkommt. RWE haben in den vergangenen Jahren konstant zwei Milliarden Euro jährlich in das Netz investiert. »Wir sparen nicht auf Kosten der Sicherheit.« Im Münsterland waren an einem Tag bis zu 50 Zentimeter Schnee gefallen.
Als Konsequenz aus den negativen Erfahrungen will Roels laut »Spiegel« nun gemeinsame Anstrengungen der Stromversorger anregen. Beispielsweise könnten alle Unternehmen gemeinsam Nostromaggregate anschaffen, die dann an zentralen Punkten gelagert werden könnten.

Artikel vom 12.12.2005