12.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Osthoff bewegt kaum

Alle Appelle an Entführer verhallen ungehört


Berlin (dpa). Von der deutschen Archäologin Susanne Osthoff gibt es weiter kein Lebenszeichen. Alle Appelle verhallen ungehört. Auch die arabischen Botschafter in Deutschland haben sich jetzt für die Freilassung der im Irak verschleppten Frau eingesetzt.
Die deutsche Öffentlichkeit nimmt dagegen wenig Anteil an ihrem Schicksal. Nur eine Handvoll Menschen hat am Samstag an der Mahnwache in München teilgenommen. Viele gingen vorbei, andere schimpften laut auf die Frau, die auf eigene Faust Hilfe geleistet hat. Bei der ersten Mahnwache in Glonn (Kreis Ebersberg), der deutschen Heimat von Susanne Osthoff, war es vor einer Woche nicht viel anders. Gerade 50 Menschen waren gekommen - zumeist ihre Freunde und Angehörigen.
»Werden Touristen Opfer von Entführungen, geht ein Aufschrei durchs Land«, bemerkte Michael Osang von der »Direkthilfe Irak« gestern. »Jeder von uns sollte sich fragen, warum gerade in diesem Fall so auffallend wenig Mitgefühl und Solidaritätsbereitschaft aufkommt.«
Zum Vergleich: In Italien demonstrierte, als die Journalistin Giuliana Sgrena im Irak entführt worden war, eine halbe Million Menschen für die Freilassung. Ganz Rom war von regenbogenfarbenen Fahnen der Friedensbewegung übersät. Und im Gegensatz zu Susanne Osthoff war Sgrena noch nicht einmal in humanitärer Mission, sondern beruflich unterwegs.

Artikel vom 12.12.2005