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Clinton kann das Blatt wenden

Kanada und Japan schlagen sich beim Klimagipfel auf Europas Seite


Von Simone Humml
Montreal (dpa). Es war ein langer Verhandlungsmarathon für den Klimaschutz. Doch am Ende waren auf der Weltklimakonferenz von Montréal nur glückliche Gesichter zu sehen. Das Kyoto-Protokoll wird 2012 fortgesetzt.
Die Delegierten hatten in 12 Tagen und zwei nahezu durchverhandelten Nächten wegweisende Erfolge für den Klimaschutz erzielt: Sie nahmen das umfangreiche Regelwerk zum Kyoto-Protokoll an, samt dem Kontrollsystem über die Einhaltung der Ziele. Sie gaben den Startschuss für Verhandlungen zu weiteren Reduktionszielen der Industrieländer, so dass der Kyoto-Prozess nach 2012 weiterlaufen kann. Sie vereinbarten Diskussionen über die Einbeziehung ärmerer Staaten in den Klimaschutz von 2006 an. Alle Länder - einschließlich der USA - wollen die Rio-Klimarahmenkonvention weiterführen.
Die USA hatten sich zunächst überhaupt geweigert, ernsthafte Diskussionen zu führen. Noch in der Nacht zum Freitag hatten sie vorübergehend die Verhandlungsräume verlassen. Doch sie gerieten unter Druck: Ein wichtiger Anstoß kam am Freitagmittag vom Überraschungsgast auf der Konferenz, dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Etliche US-Medien berichteten über seine aufrüttelnde Rede, in der er auf die zahlreichen neuen Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem Gebiet der Solartechnologie verwies.
Ein weiterer harter Punkt für die USA war der Zusammenhalt von EU, Entwicklungsländern, Japan und dem Gastgeberland Kanada. »Dass es den USA nicht gelungen ist, einzelne wichtige Länder herauszubrechen, hat sie in eine ganz schwierige Verhandlungslage gebracht«, erläuterte Christoph Bals von der Umweltorganisation Germanwatch.
Einen »Schönheitsfehler« fand die Umweltstiftung WWF doch. Sprecher Jörn Ehlers bemerkte: »Leider ist der Klimawandel immer noch schneller als die Politik.«

Artikel vom 12.12.2005