Hannover (dpa). Polen sucht ausgerechnet bei WM-Gegner Deutschland nach neuen Spielern. Nur einen Tag nachdem sein Team dem Gastgeber zugelost worden war, beobachtete Nationalcoach Pawel Janas in Hannover zwei deutsche Junioren-Nationalspieler mit polnischen Vorfahren: 96-Stürmer Michael Delura (20) und Mönchengladbachs Mittelfeldspieler Eugen Polanski (19). Delura bekundete schon Interesse am Wechsel: »Ich muss eine Entscheidung für meine Zukunft treffen.« Janas habe nach dem Bundesligaspiel nicht mit ihm geredet, aber »ein Gespräch soll bald kommen.« Etwas zurückhaltender äußerte sich Polanski: »Ich muss mir das erst mal genau anhören.« Es ist nicht der erste Vorstoß der Polen. Bereits vor einigen Monaten hatte es Gespräche mit dem in Kattowitz geborenen 96-Mittelfeldspieler Christoph Dabrowski (27) gegeben. Wesentlich interessierter scheint Janas aber an Delura und Polanski. Das Duo soll nach dem Geschmack des Trainers offenbar nicht den Weg von Miroslav Klose, Lukas Podolski und Lukas Sinkiewicz gehen, die trotz polnischer Wurzeln für Deutschlands Nationalteam spielen. Delura und Polanski scheinen in Janas' Schema zu passen: Sie sind jung, talentiert und haben ihre Wurzeln im Nachbarland. Polanski ist in Sosnowitz geboren und kam mit drei Jahren nach Deutschland. Delura erblickte zwar in Gelsenkirchen das Licht der Welt, sagte aber: »Polnisch ist meine Muttersprache, damit bin ich aufgewachsen. Ich habe durch meine Familie polnischen Bezug, aber natürlich auch einen deutschen, weil ich hier aufgewachsen bin und hier lebe.« In Piotr Trochowski (21) vom Hamburger SV, der im polnischen Dirschau geboren wurde, gibt es noch einen weiteren Kandidaten. Der von Schalke 04 ausgeliehene Angreifer Delura scheint für einen Wechsel offen, zumal er sich vom deutschen U-21-Nationaltrainer Dieter Eilts vernachlässigt fühlt. »Ich habe in vielen Auswahlteams gespielt, aber mein Typ schein derzeit nicht mehr gefragt«, sagte Delura. »Ich warte auf ein Signal.« Zu den Plänen mit Delura und Polanski wollte sich der polnische Coach, der in Ebi Smolarek (Borussia Dortmund) und Jacek Krzynowek (Bayer Leverkusen) zwei Bundesliga-Profis in seinen Reihen hat, nicht äußern. Über die Gruppenauslosung hatte er zuvor hingegen nur zu gerne geredet. »Ich will nicht das Fell des Bären teilen, aber ich müsste lügen, wenn ich sagte, dass ich über die Gegner enttäuscht bin«, sagte Janas, der mit seinem Team während der WM in der Sportschule Barsinghausen bei Hannover wohnen wird.
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