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»Polit-Duell für Portugal«

Boakye will spielen, acht DSC-Profis drücken Daumen

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Die Loskugeln sind geöffnet. Auf allen Kontinenten wissen die Menschen, wann, wo und gegen wen ihre Nationalteams bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland spielen. Arminia Bielefelds Profis verfolgten die Zeremonie am Freitagabend in ihrem Duisburger Mannschaftsquartier. Auch sie kennen nun die Gegner ihrer Landsleute.

Roberto Pinto hat das Glück, den Portugiesen sogar in der Nachbarschaft beim Training zuschauen zu können. Portugal logiert im Hotel Klosterpforte in Marienfeld/Kreis Gütersloh. Pinto sagt: »Die Gruppe D mit Angola, Mexiko und Iran ist einfach. Da muss Portugal weiterkommen. Dass es gegen Angola geht - oha! Da ist der politische Hintergrund natürlich nicht auszuklammern. Angola war portugiesische Kolonie, ist erst seit 1975 unabhängig. Die Medien werden das im Vorfeld immer wieder thematisieren.«
Auch David Kobylik sieht seine Nationalmannschaft in der Pflicht. Für den Tschechen steht fest: »Auch wenn Italien und die USA harte Gruppengegner sind: Wir schaffen den Einzug ins Achtelfinale. Ghana ist mir unbekannt. Über dieses Team weiß ich nichts.«
Informationen könnte sich Kobylik bei Isaac Boakye besorgen. Der 23-Jährige ist Arminias einziger potenzieller WM-Teilnehmer. Wenn alles gut läuft, steht er am 17. Juni in Köln gegen Tschechien für Ghana auf dem Platz. Boakye: »Ich hoffe sehr, dabei sein zu können. Die Gruppe ist schwer. Noch habe ich gegen keines der Teams gespielt. Ghana ist zum ersten Mal bei einer WM dabei. Wir können nur überraschen.«
Auch gegen die Squadra Azzura? Massimilian Porcello traut seinen Landsmännern den Titel zu: »Italien hat das Potenzial, Weltmeister zu werden.«
Christian Schwegler weiß um die Stärken der Schweizer, weil er mit einigen wie Shootingstar Johan Vonlanthen (PSV Eindhoven) schon gespielt hat. Arminias U20-Nationalspieler hatte vorausgesagt, dass Frankreich einer der Gruppengegner sein würde. »In der Quali haben wir gegen die Franzosen gut gespielt. Südkorea ist kein leichtes Los, Togo müssen wie schlagen, dann klappt's mit dem Achtelfinaleinzug. Ich habe den Eindruck, die Schweizer sind mit der bloßen WM-Teilnahme schon zu zufrieden. Die sollen doch ruhig Ansprüche stellen.«
Überhaupt nicht gut zu sprechen auf die deutsche Losfee Heidi Klum ist Radomir Dalovic. »Wegen ihr ist Serbien/Montenegro in einer Killergruppe. Argentinien, Holland, sogar die Elfenbeinküste ist stark. Aber gegen solche Gegner hat mein Land nichts zu verlieren«, ist er überzeugt.
Über das Losglück der deutschen Mannschaft sagt Michael Fink: »Wenn du in dieser Gruppe Probleme bekommst, darfst du nicht den Anspruch stellen, Weltmeister zu werden. Wichtig ist, im Auftaktspiel Costa Rica zu besiegen. Polen ist der schwerste Gegner, Ecuador ist zu schlagen.«
Für Marcio Borges zählt die Auswahl seines Heimatlandes Brasilien wie fast immer zu den großen Favoriten. Er glaubt: »Die Mannschaft ist sogar noch besser als beim Titelgewinn vor drei Jahren in Japan und Südkorea.«
Und Spanien? Hat es in der vermeintlich leichten Gruppe H mit Ukraine, Tunesien und Saudi-Arabien zu tun. Arminias Spanier Diego Leon sagt: »Alles andere als der Gruppensieg kommt nicht in Frage. Der Druck der spanischen Bevölkerung ist riesengroß. Die Leute erwarten, dass die Spieler nicht nur in ihren Vereinen, sondern endlich auch für die Nationalmannschaft erfolgreich sind.«

Artikel vom 12.12.2005