10.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mit Erkenntnis zu irdischem Glück

Universität Bielefeld richtet »teutolab« Mathematik ein


Bielefeld (uj). »Ja, auf sie ist ein grosses Theil der irdischen Glückseligkeit gebauet«, heißt es in Zedlers Universallexikon aus dem Jahre 1732. Wer jetzt meint, es sei von Liebe die Rede, der irrt gewaltig. Die Mathematik war es, die den Verfasser obiger Zeiler ins Schwärmen brachte, weil die Mathematik »zu der vollkommensten Erkänntniß der Natur und Kunst« führe.
Nichts desto trotz ist das Fach bei den meisten Schülern alles andere als beliebt. Es gilt als trocken und anstrengend und ist spätestens seit den PISA-Studien ein Sorgenkind deutscher Pädagogen und Didaktiker. »Um so wichtiger ist es zu vermitteln, dass Mathematik mehr ist als bloßes Tafelrechnen. Und unsere Pilotphase hat bewiesen, dass es möglich ist, Begeisterung zu wecken«, betonte Professor Norbert Sewald, Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Bielefeld, am Freitag bei der offiziellen Eröffnung des »teutolab« Mathematik.
Nach den erfolgreich eingeführten Experimentierlabors für Schüler in den Fächern Chemie und Physik zieht die Fakultät Mathematik nun nach. »Der Erfolg dieser Vorbilder hat uns motiviert, nun auch ein teutolab für Mathematik zu starten, mit dem wir Schülerinnen und Schüler der vierten bis sechsten Jahrgangsstufe ansprechen wollen«, erklärt Professor Petra Scherer, die die Leitung des neuen teutolabs übernimmt.
Ziel des teutolab ist es, bei Schülern Interesse und Motivation für Mathematik zu wecken, wiederzuwecken und aufrecht zu erhalten. Sie sollen in Kleingruppen und ohne schulischen Zwang möglichst selbständig erfahren, dass Mathematik hilft, sich in der Welt zurecht zu finden. Dazu wurden verschiedene Experimentierstationen geschaffen: »Faszination der Zahlen« etwa macht mit Phänomenen wie Platonischen Körpern und Fallgesetzen bekannt. »E + F - 2 = K« -Êder Eulersche Polyedersatz, nach dem Ecken und Flächen minus zwei die Anzahl der Kanten ergibt, wird im praktischen Experiment an Kantenmodellen logisch nachvollziehbar.
»Die Eigentätigkeit und der Austausch erhalten zentrale Bedeutung«, unterstreicht Petra Scherer. Und während die jungen Forscher die Mathematik von einer ganz neuen Seite entdecken, können die Lehrer ihre Spezies in ungewohnter Umgebung beobachten und dabei selbst neue fachdidaktische und pädagogische Erfahrungen sammeln.
Das Experimentierlabor sieht sich als außerschulische Anregung. »Keineswegs wollen wir in Konkurrenz zum Schulunterricht treten«, betont Petra Scherer. Dort, wo aufgrund größerer räumlicher Distanz ein Besuch des teutolab nicht möglich erscheint, werden an Schulen so genannte Satellitenlabore eingerichtet. Das Gymnasium Rietberg hat als erste Schule in der Region ein entsprechendes Labor eingerichtet.
Schulen, die das teutolab Mathematik an der Universität Bielefeld nutzen möchten, können sich unter Telefon 106-4771 anmelden.

Artikel vom 10.12.2005