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»Eine Welt« vor der Haustür

»Pro Bielefeld« zeichnet Ehrenamtliche von Entwicklungshilfeprojekten aus

Von Michael Schläger und
Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Die Dritte Welt ist Bielefeld näher als viele denken. Zumindest im übertragenen Sinne. Zahlreiche Menschen aus der Stadt engagieren sich in Vereinen und Initiativen, die von hier aus aktive Entwicklungsarbeit leisten. Die Ehrenamtlichen wurden am Freitag vom Verein »Pro Bielefeld« ausgezeichnet.

Ulrich Gaesing gehört dazu, der als Mitarbeiter des städtischen Katasteramtes sechs Wochen in Bielefelds Partnerstadt Esteli in Nicaragua Dienst tat, die dortige Katasterarbeit unterstützte und sich seitdem mit Spendensammlungen und Ausstellungen in der Kirchengemeinde Theesen für das mittelamerikanische Land engagiert. Oder die Tamilin Delucia Xavier, die sich nach dem Tsunami für die Aktion »Bielefeld hilft« einsetzt und nach der Flutkatastrophe Hilfsprojekte in ihrer Heimat unterstützt.
Der Tsunami sei Ausdruck der riesigen heute vorhandenenBereitschaft, tätig zu helfen, sagte Reinhard Schlagintweit, der Festredner beim »Tag des Ehrenamtes«. Der frühere Diplomat ist noch bis zum Jahresende Vorsitzende des deutschen Komitees für Unicef, das für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Spenden sammelt. Seine Nachfolgerin wird die ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis.
Schlagintweit skizzierte, wie nach dem Zweiten Weltkrieg, die Bereitschaft entstand, weltweit Menschen in Not zu helfen, »Entwicklung« voranzubringen. Erster Anstoß seien die »Care«-Pakete gewesen, die die Amerikaner ins zerstörte Europa schickten. 20 Jahre später erwachte langsam das Bewusstsein für das Wohlstandsgefälle zwischen »Erster« und »Dritter Welt«.
Schlagintweit vertrat am Freitag Christina Rau, die Frau des früheren Bundespräsidenten und Tsunami-Beauftragte der Bundesregierung, die wegen einer Asien-Reise absagen musste.
»Pro Bielefeld«-Vorsitzender Dietrich B. Grautoff verlas ein Grußwort der gebürtigen Bielefelderin Christina Rau, die ausdrücklich das Engagement der hiesigen Bevölkerung für die Tsunami-Opfer lobte.
Oberbürgermeister Eberhard David hob hervor, dass das ehrenamtliche Wirken für die Ärmsten in der Welt für Bielefeld auch ein Stück Lebensqualität bedeute. »Einfach deshalb, weil bürgerschaftliches Engagement auch unsere Stadt, unsere Gesellschaft menschlicher macht.« »Pro Bielefeld«-Vorstandsmitglied Karsten Gebhardt überreichte schließlich die Anerkennungsurkunden.
Neben Gaesing und Delucia Xavier wurden Waltraud Spilker (Eine-Welt-Laden), Irene Küchemann (Engagement für Peru), Horst Niemeier (Fairer Handel und Blumenkampgagne), Adelheid Rogge (Schülertheater zum Thema »Dritte Welt«, Engagement für Migrantenkinder), Johannes Augel (Gründungsmitglied Verein »Eine Welt«), Moema Augel (Entwicklungshilfeeinsätze in Guinea-Bissau, Verein »Eine Welt«), Reinhard Schäfers (Gründungsmitglied Verein »Eine Welt«), Ingeborg Gröne (Weltladen der Lydia-Gemeinde), Mathias Wemhöner (Vorsitzender des Tansania-Arbeitskreises), Bärbel Epp (Verein »Initiative Afrika«), Gisela Feurle (Gruppe »Südliches Afrika« im Welthaus), Adamo Miatsinhe (Vorstandsmitglied im Koordinierungskreis Mosambik), Uwe Pollmann (Mitbegründer der Brasilien-Gruppe im Welthaus), Ursula Schmidt (Gründerin der Gruppe »Frauen und Männer gegen Apartheid«, fairer Welthandel).

Artikel vom 10.12.2005