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Von Manfred Matheisen

Bielefelder
Optik

Allgemeines Unwohlsein


Es grummelt in der Bielefelder CDU. Viele Parteimitglieder sind unzufrieden. Sie vermissen eine klare Position, beklagen unzureichende Perspektiven. Das allgemeine Unwohlsein in den Stadtbezirksverbänden sei schon seit längerem spürbar, heißt es. Wegen des Bundestagswahlkampfes habe man aber still gehalten nach außen Einigkeit und Harmonie verbreitet. Jetzt, da Kreisvorsitzender Marcus Kleinkes das Rücktrittsangebot seines Schatzmeisters angenommen habe, sei die Zeit für eine offene Aussprache indes überreif.
Genau genommen knirscht es seit der Kommunalwahl, die nun schon ein gutes Jahr zurückliegt, im Parteiengebälk. Zwar konnten sich die Christdemokraten im September 2004 als stärkste Fraktion im städtischen Parlament behaupten, man hatte aber ein deutlich besseres Ergebnis erwartet. Dass Eberhard David bei der Oberbürgermeisterwahl sogar in einen zweiten Wahlgang gezwungen wurde, stand überhaupt nicht auf der Rechnung der Union. Unter dem finanziellen Kraftakt, der damals zu leisten war, leidet die Partei noch heute.
Die strategischen Fehler und Versäumnisse hätten zeitnah aufgearbeitet werden müssen, moniert die Basis. Der Bitte der Führung, alle Kraft auf die Landtagswahl zu konzentrieren, habe man sich nur zähneknirschend gefügt. Danach sei wegen des unmittelbar folgenden Bundestagswahlkampfes auch keine Zeit vorhanden gewesen, Klartext zu sprechen. Das müsse aber nun zwingend geschehen.
Nicht nur Siege, auch und gerade Probleme haben viele Väter (und Mütter). Dennoch steht der Mann an der Spitze, Parteichef Marcus Kleinkes, im Fokus. Obwohl sich manche Parteimitglieder noch immer schwer tun mit dem oft forschen Ton des Repräsentanten der jungen politischen Generation, wird dem 38-jährigen Rechtsanwalt allgemein engagierte Arbeit bescheinigt. Allerdings müsse er den ganzen Laden so gut wie allein schmeißen, meint ein Insider, »und das geht nicht.«
Zu Kleinkes als Chef der Bielefelder CDU gibt es erkennbar keine personelle Alternative. Der Vorsitzende wird den Unmut aufnehmen und reagieren müssen. Latente Unzufriedenheit demotiviert.
Kommunikation ist das Stichwort. Dabei ist es wichtig, offen miteinander umzugehen. Das gilt für die Parteispitze, aber auch für die »einfachen« Mitglieder. Murren hinter vorgehaltener Hand hilft nicht weiter, und eitle Eifersüchtelei erst recht nicht. Die CDU hat viel zu tun, inhaltlich wie personell. Dazu bedarf es einer Aufbruchstimmung. Und die Bereitschaft, an einem Strang zu ziehen.

Artikel vom 10.12.2005