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Zur Sache

Wie langweilig. Wie stinknormal. Klaus Augenthaler, Ewald Lienen, Wolfgang Wolf und Michael Henke, sie bekamen ihre Papiere. Danke, die Herren, das war's. Sie sind entlassen. Auf Wiedersehen.
So laufen die Trainer-Trennungen im Fußball-Oberhaus nun schon seit 1963. Die Vereins-Vorstände bestimmen, wann die Zusammenarbeit beendet wird. Nicht selten vorzeitig.
Der Übungsleiter muss dann seine Sachen packen. Sofort. Wenn nichts mehr läuft, geht der Trainer. Das ist so, das wird so bleiben. Immer und immer wieder die gleichen Bundesliga-Bilder. Seit 42 Jahren derselbe Film.
Die Fußball-Lehrer Norbert Meier und Ralf Rangnick haben das Entlassungs-Drehbuch jetzt allerdings um zwei Szenen bereichert. Ihre Mittel: Kopf-Nuss und Ehrenrunde. Denn mit der Attacke gegen den Kölner Kicker Albert Streit nickte Duisburgs Trainer seine Kündigung gleich selbst ab.
Das gab's noch nie.
Und das hat die Liga ebenfalls bisher nicht erlebt: Da erklärt Rangnick am Freitag, dass er den zum 30. Juni 2006 auslaufenden Vertrag mit dem FC Schalke 04 nicht verlängern werde - und 24 Stunden später dreht er vor dem Anpfiff gegen den FSV Mainz in der Gelsenkirchener Veltins-Arena gleich seine Abschiedsrunde.
Für den Trainer war das offiziell natürlich nur eine »Ehrenrunde«, auf der er sich bei den treuen Fans bedanken wollte. Aber dieser vom Beifall umrauschte Marsch führt jetzt Schritt für Schritt zur nächsten Personal-Entscheidung.
Denn dass zum Beginn der Rückrunde der Schalker Trainer immer noch Rangnick heißen wird, ist kaum anzunehmen. Die neue Entlassungswelle. Meier und Rangnick. Zwei, die sich selbst kippten.
Klaus Lükewille

Artikel vom 12.12.2005