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Originelles für
Ölscheich & Co.

Der teuerste Weihnachtskatalog

Dallas (WB/dpa). Wie wär's mit einer Modell-Eisenbahn für 200 000 Dollar, in der Junior wirklich mitfahren kann? Oder einem »Skycar«-Prototypen (3,5 Millionen Dollar), einem dreirädrigen Vehikel mit Klappflügeln, damit Vati nicht mehr im Stau stehen muss, sondern nach Bedarf abheben kann?
Der Modellzug für den Junior - wird im häuslichen Park aufgebaut. Foto: dpa

Ja, es gibt sie noch, die wirklich ausgefallenen Geschenke, mit denen Besitzer von Ölquellen, Goldminen und anderen Gelddruckereien ihre Liebsten überraschen können. Das Luxuskauf- und Versandhaus Neiman Marcus in Dallas, Hauptstadt des US-Staates Texas (Motto: »bigger and better«) hat sich auf dergleichen Kundschaft spezialisiert.
Alljährlich vor dem Fest gibt es den Spezialkatalog »Christmas Book« heraus mit Geschenkideen für Menschen, die nicht jeden Millionenscheck dreimal umdrehen müssen. Für die Dame des Herzens etwa findet sich darin die Juwelenkollektion von acht Geschmeiden aus drei Jahrhunderten (1,2 Millionen Dollar). Für die Schwiegermama gibt's das Konzert von Elton John, der schon für 1,5 Millionen Dollar ganz privat am Steinway unter dem Tannenbaum musizieren würde (der Erlös geht natürlich wohltätig an Sir Eltons Aids-Stiftung).
Die 79. Ausgabe des Kult-Katalogs mit aufwendigen Fotografien, kunstvollem Design und bildschönen Models wurde in der Auflage von zwei Millionen Exemplaren an Moguln- und Magnatenhaushalte in aller Welt verschickt - für immerhin 15 Dollar Kostenbeteiligung. »Die bekommt man aber bei einer Bestellung gut geschrieben«, stellt Pressesprecherin Kellie Patrick klar.
Wer das günstigste Produkt - Toffee-Kekse nach Neiman Marcus' Hausrezept - bestellt, hätte demnach noch einen ganzen Dollar verdient. Beim teuersten Artikel dieses Jahres, besagtem »Skycar« mit vier Turbinen, 600 Stundenkilometer schnell, kommt es wiederum auf 15 Dollar nicht mehr an.
Dabei zeigt ein Blick in die Geschichte des »Christmas Books«, dass der diesjährige Spitzenartikel eher im unteren Preissegment angesiedelt ist. Das teuerste »Fantasy Gift« (Fantasiegeschenk) war 1998 ein Boeing Business Jet für 35 Millionen.
Und keiner sollte sagen, das Ganze sei für Neiman Marcus ein schnelles Geschäft: Einkäufer sind auf der Suche nach ultimativen Geschenkideen ein ganzes Jahr rund um die Welt unterwegs. Etwas Humorvoll-Verspieltes soll es sein - und auf jeden Fall einzigartig.
Darum hat das Kaufhaus das Angebot eines texanischen Unternehmens abgelehnt, Weltraumreisen zu listen. »Wer genug Geld hat, kann das sowieso schon machen«, sagt Kellie Patrick. Ein bisschen Größenwahn gehört eben dazu...

Artikel vom 10.12.2005