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Anschläge in London

Terror erreicht Westeuropa

Während die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industriestaaten im schottischen Gleneagles tagten, erreichte der islamistische Terror erstmals auch Westeuropa.


Am Morgen des 7. Juli explodierten in drei U-Bahnen und in einem Bus in London vier Sprengsätze. Vier Selbstmordattentäter hatten ihre Bomben gezündet. 56 Menschen starben, etwa 700 wurden verletzt. Drei der Täter im Alter zwischen 18 und 30 Jahren waren pakistanischer Abstammung, in England geboren und lebten in Leeds. Der vierte Terrorist lebte in Buckinghamshire und wurde in Jamaika geboren. In einer Erklärung übernahm eine El Kaida-Gruppierung die Verantwortung für die Anschläge. Diese sollten die britische »Kreuzfahrer-Regierung« wegen ihres Truppeneinsatzes im Irak und in Afghanistan treffen.
Der britische Premierminister Tony Blair erklärte unmittlebar nach den Explosionen: »Auch mit Tod und Zerstörung können Terroristen Großbritannien und andere Demokratien nicht davon abhalten, ihre Werte zu verteidigen«.
Am 21. Juli wurde erneut Terroralarm in London ausgelöst. Drei Bomben in der U-Bahn und eine in einem Bus waren jedoch nur von geringer Sprengkraft. Es gab keine Opfer. Anhand von Fotos aus Überwachnungskameras konnnte Scotland Yard drei der sogenannten Rucksackbomber in England festnehmen, ein vierter ging in Rom ins Netz.
Bei der Fahndung nach den Tätern kam es am 22. Juli zu einem folgenschweren Zwischenfall. Der Brasilianer Jean Charles de Menezes wurde in der Londoner U-Bahn von Polizisten erschossen, weil der 27-jährige auf Zuruf nicht stehengeblieben sei und er trotz Sommerwetters einen dicken Mantel getragen habe. Diese Darstellung von Scotland Yard erwies sich als falsch. Menezes war nicht davongerannt, sondern hatte sich in eine wartende Bahn gesetzt. Dort stürzten sich Polizisten auf Menzes und erschossen ihn. WB/pe

Artikel vom 31.12.2005