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Maria Riesch wird
zur »Pech-Marie«

Schwer verletzt und das Olympia-Aus

Aspen (dpa). Die Teamkolleginnen weinten, die Trainer waren fassungslos: Der zweite Kreuzbandriss von Maria Riesch innerhalb von elf Monaten bedeutet das Olympia-Aus für eine der wenigen verbliebenen Medaillenhoffnungen im Lager der deutschen Skirennläufer.

Die ohnehin gepeinigte Alpin-Abteilung des Deutschen Skiverbandes (DSV) muss nach dem Rücktritt von Hilde Gerg, Florian Eckert und Max Rauffer einen neuerlichen Schock verkraften.
»Das ist extrem frustrierend. Ihr Ausfall tut uns sehr weh«, sagte Cheftrainer Wolfgang Maier. Maria Riesch war beim Weltcup-Riesenslalom in Aspen/USA gestürzt und hatte sich neben dem Riss des Kreuzbandes, einen Meniskusschaden und eine Knochenstauchung im linken Knie zugezogen. Es war bereits die fünfte schwere Verletzung der 21-Jährigen in den vergangenen 13 Monaten.
»Das hat sie nicht verdient«, sagte Martina Ertl-Renz mit Tränen in den Augen. »Wir waren ja nur noch zwei Leistungsträger. Es kann doch nicht sein, dass alle ausfallen.« Der 20. Platz bei ihrem 402. Weltcup-Einsatz, mit dem die Lenggrieserin den Rekord der Österreicherin Anita Wachter egalisierte, wurde ebenso zur Nebensache wie der Sieg der Spanierin Maria Jose Rienda Contreras. »Das ist brutal für die Mannschaft und den Verband, aber wie brutal muss es erst für Maria sein«, sagte Technik-Trainer Mathias Berthold.
Maria Riesch hatte mit Rang 14 im ersten Durchgang eine gute Vorstellung abgegeben und war vor dem zweiten Lauf noch optimistisch: »Ich habe keine Schmerzen mehr. Jetzt fehlte noch ein wenig die Angriffslust, im Hinterkopf ist immer noch die angezogene Handbremse.« Nach einem Fahrfehler rutschte sie aus, versuchte aber noch, ins nächste Tor zu kommen. Doch die Belastung war für das Knie zu viel. Im Rettungsschlitten musste die Gesamtweltcup-Dritte der Saison 2003/04 weinend ins Krankenhaus transportiert werden. Dort stellte Mannschaftsarzt Dr. Jürgen Winter die niederschmetternde Diagnose. Maria Riesch wird in den nächsten Tagen zu weiteren Untersuchungen in Deutschland zurückerwartet.
Offiziell wollte der DSV noch nicht das Olympia-Aus für Riesch bestätigen, doch eine so schwere Verletzung zieht normalerweise eine Operation und eine halbjährige Pause nach sich. Aus dem »Glückskind« für den deutschen Skisport - Maria Riesch hatte 2003/04 in drei verschiedenen Disziplinen Weltcups gewonnen - wurde nun endgültig die »Pech-Marie«: Die Liste ihrer Verletzungen wird immer länger, die Saison 2005/2006 scheint gelaufen.

Artikel vom 12.12.2005