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Optimismus
greift um sich

RWI und IfW korrigieren Prognosen

Berlin (Reuters). Die starke Weltwirtschaft und ein Investitionsaufschwung dürften nach Einschätzung der Wirtschaftsinstitute RWI und IfW die deutsche Konjunktur im kommenden Jahr ankurbeln.

Sowohl das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) als auch das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen erhöhten gestern ihre Wachstumsprognosen. »Vor allem vom Ausland kommen, angeregt durch die höhere konjunkturelle Dynamik bei den Handelspartnern sowie durch die Abwertung des Euro, Impulse«, schrieben die Kieler Experten, die ihre Prognose für 2006 bon 1,1 auf 1,5 Prozent erhöhten. Ihre Kollegen aus Essen gehen nun von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,6 (vorher: 1,4) Prozent aus. Allerdings fürchten die Experten bereits 2007 eine deutliche Abkühlung.
Beide Institute erwarten, dass die Unternehmen 2006 deutlich mehr investieren und ihren Preisvorteil im Weltmarkt ausbauen können. Auch der Arbeitsmarkt werde sich leicht entspannen.
Die Exporte bleiben den Instituten zufolge die wichtigste Stütze der deutschen Konjunktur. Ihren Vorteil auf dem Weltmarkt können die deutschen Unternehmen den Forschern zufolge dank sinkender Lohnstückkosten auch weiter ausbauen, wodurch die Exporte weiter deutlich zunehmen dürften. Das IfW rechnet 2006 mit einem Wachstum der Ausfuhren von 8,9 Prozent nach gut sechs Prozent in diesem Jahr. Allerdings kämen auch von der Binnennachfrage positive Impulse für die Konjunktur. So entfalle bereits in diesem Jahr nur etwa die Hälfte des BIP-Wachstums auf den Außenbeitrag, schreiben die RWI-Forscher: »Erstmals seit langem leistete die Inlandsnachfrage einen nennenswerten Beitrag.« Die Investitionsdynamik werde sich fortsetzen. »Die Wachstumsbedingungen nachhaltig verbessern würde aber erst eine umfassende Reform der Unternehmensbesteuerung, die es vor 2008 wohl nicht geben wird«, schrieben die RWI-Experten. Die Firmen dürften nach IfW-Schätzung im kommenden Jahr 5,6 Prozent mehr investieren, nach einem Plus von lediglich 1,9 Prozent in diesem Jahr.
Auch der Arbeitsmarkt werde von der Konjunkturerholung profitieren: Beide Institute erwarten 2006 gut 250 000 neue Jobs. Schwachpunkt der Konjunktur bleibe dennoch der private Konsum. »Teuer erkauft ist jener Teil der kräftigen Expansion, der aus Vorzieheffekten beim privaten Konsum durch die geplante Mehrwertsteuererhöhung resultiert«, schrieb das RWI. Beide Institute sind der Ansicht, dass die Bürger im kommenden Jahr 0,4 Prozent mehr konsumieren. 2007 sehen die Forscher dann gleich eine Reihe negativer Impulse für die deutsche Wirtschaft: die zeitlich verzögerte Wirkung der EZB-Zinserhöhung, die Mehrwertsteuererhöhung und eine Abkühlung der Weltwirtschaft. Das IfW rechnet dann nur noch mit einem Wachstum von ein Prozent.

Artikel vom 09.12.2005