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Statt Weihnachtsgans gibt's Football

WESTFALEN-BLATT-Serie - Folge 1: Carsten Haak aus Senne verbringt das Fest in Ohio

Von Stefanie Westing
Senne (WB). Ein lang gehegter Traum hat sich für Carsten Haak aus Senne erfüllt. Der 17-Jährige verbringt zurzeit ein Austauschjahr in den Vereinigten Staaten von Amerika. Pünktlich zum »Fest der Feste« übermittelt der Schüler des Brackweder Gymnasiums in der neuen WESTFALEN-BLATT-Serie seine Weihnachtsgrüße in die ostwestfälische Heimat.

»Weihnachten wird für mich dieses Mal ein komplett anderes Erlebnis«, erzählt der 17-Jährige, der die Basketballer des SV Brackwede, die elfte Jahrgangsstufe seiner Schule und seine Familie grüßt. »Während ich zuhause jedes Jahr im Kreis der Familie gefeiert habe, werden mein Gastvater Geoffrey Geers und ein guter Freund von ihm, Tom, sowie dessen Sohn Drew und ich nach Baltimore nahe Washington D.C. fahren und uns da ein Footballspiel anschauen. Die ÝHoliday-GamesÜ sind hier immer ein Riesenereignis und es wird bestimmt super, das mitzuerleben. Ich hoffe, ich werde das traditionelle Familienweihnachten nicht zu sehr vermissen . . .«
Diesen Wunsch hegen auch Carstens Eltern, Heike und Volker Haak. Die 44-jährige Hebamme hat sich freiwillig für den Weihnachtsdienst im Krankenhaus eingetragen. »Dann fehlt er mir vielleicht nicht ganz so«, sagt sie. Doch auch wenn die Sehnsucht nach dem Sohn natürlich groß ist, freut sie sich, dass ihr Carsten so wertvolle Erfahrungen sammeln kann. »Er hat seit dem siebten Schuljahr davon geredet, ein Jahr in Amerika zu verbringen.«
In New Philadelphia, einem 20 000-Einwohner-Städtchen im Bundesstaat Ohio, ist der 17-Jährige eher zufällig gelandet. Über eine Organisation ist er in die Staaten gereist. Dem war ein umfangreiches und intensives Bewerbungsverfahren vorausgegangen. Heike Haak: »Im Februar des vergangenen Jahres kam ein Anruf mit der Frage, ob Carsten das Jahr bei einem 44 Jahre alten, allein stehenden Gastvater in Ohio verbringen möchte, einem sportinteressierten Sozialarbeiter. Wir haben beraten und entschieden: Wir sind einverstanden. Man weiß schließlich nie, wo man landet.«
Die Sportbegeisterung des potenziellen Gastvaters war das, was den 17-Jährigen überzeugte. Immerhin spielt er schon seit einigen Jahren Basketball beim SV Brackwede und wollte sein Jahr in den Staaten nutzen, um zu trainieren und sein Spiel zu verbessern. »Der Bundesstaat war ihm sowieso egal. Ich glaube, sein schlimmster Alptraum wäre es gewesen, irgendwo auf einer abgelegenen Farm in einem kleinen Nest zu landen«, vermutet Carstens Mutter.
Ihr Sohn hat es gut getroffen. Unter anderem konnte er den Gastvater bereits zu einem NBA-Basketball-Spiel begleiten. Auf Weihnachten legt Geoff, wie er von Carsten genannt wird, aber nicht viel Wert. »Er ist offenbar Diabetiker, daher hat er nichts Süßes im Haus. Und weihnachtlich geschmückt wurde auch nicht«, berichtet Heike Haak. Umso mehr hat sich ihr Sohn über den selbst gebastelten Adventskalender aus der Heimat gefreut, und ein Weihnachtspaket ist auch auf dem Weg. So wird die Zeit bis Juni überbrückt - dann kann Carsten sich wieder zuhause verwöhnen lassen.
Lesen Sie im zweiten Teil der WESTFALEN-BLATT-Serie am kommenden Freitag: Florian Blauth aus Eckardtsheim arbeitet für ein Jahr in Tansania.

Artikel vom 09.12.2005