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Lehrer wollte Stricker
schon immer werden

Armine besteht Prüfung an der Sporthochschule Köln

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Eigentlich wollte Mark Oliver Stricker Mathematiklehrer werden. Jetzt lehrt der 33-Jährige ein ganz anderes Fach: Fußball. An der Deutschen Sporthochschule Köln bestand der bisherige Jugendtrainer von Arminia Bielefeld die Fußballlehrer-Prüfung.
Prüfungsstress im Uni-Hörsaal: Mark Oliver Stricker (Zweiter von vorne links) inmitten der anderen Absolventen.

Vom 1. Januar an soll Stricker bei Arminia in neuen Funktionen eingesetzt werden: Spiel- und Spielersichtung, interne Trainer-Aus- und Fortbildung im Jugendbereich, Spezialtraining, Schulprojekte im Bereich der offenen Ganztagsschule.
Einen Teil der Lehrgangskosten, die im fünfstelligen Bereich liegen, hat Arminia Bielefeld übernommen, den Rest hat Stricker aus eigener Tasche bezahlt. »Für mich war das viel Geld, andere Teilnehmer mussten nicht auf jeden Euro gucken«, sagt Stricker. Thomas Häßler, Thorsten Fink, Antoine Hey, Jürgen Luginger, Edgar Schmitt, Oliver Reck - Stricker war während des halben Jahres, die der Fußballlehrer-Lehrgang an der Deutschen Sporthochschule Köln dauerte, in bester und zudem gut betuchter Gesellschaft.
Von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft jedoch, in die sich die 28 Absolventen aufgeteilt hätten, kann keine Rede sein. »Wir waren eine tolle Truppe in top Atmosphäre. Die ehemaligen Profis haben überhaupt nicht raushängen lassen, dass sie Promis sind. Im Gegenteil. Es war teilweise wie auf einer Klassenfahrt«, schildert Stricker.
Vier bis fünf Tage in der Woche haben die Absolventen in Köln verbracht, waren teilweise in Hotels, teilweise in der Sportschule untergebracht. Die Wochenenden nutzte Stricker, um in Bielefeld seine Familie zu besuchen.
Langweilig, so der ehemalige Landesligakicker der Spvgg. Versmold, sei ihm in der Domstadt nie geworden. Ob Vorlesungen zum Thema Doping verbunden mit der Besichtigung eines Labors, ein Kommunikations- und Rhetoriktraining inklusive Schulung zum Umgang mit den Medien, der Besuch eines Hochseilgartens zur Überwindung des inneren Schweinehunds - der Lehrplan, so Stricker, sei enorm vielfältig gewesen.
Dennoch: »Am meisten hat mir der Austausch mit den anderen Absolventen gebracht«, sagt er, »sowohl auf dem Platz als auch außerhalb.« Denn nicht nur bei den elf Testspielen, die das Absolvententeam bestritt (8 Siege, 3 Unentschieden), sondern auch bei den Ausarbeitungen der Power-Point-Präsentationen habe man sich prima ergänzt. »Der eine war vielleicht etwas stärker auf dem Platz, der andere in der Theorie«, formuliert Stricker diplomatisch.
Zudem, so der Bielefelder, habe sich die eine oder andere Tür geöffnet. Schon während des Lehrgangs flatterten den Absolventen Angebote auf den Tisch. Auch an Stricker ging eines aus dem süddeutschen Raum. Er schlug es aus.
Nicht so die Einladung von »Icke« Häßler, der alle 27 Kursuskollegen anlässlich seines Abschiedsspiels im Kölner Rhein-Energie -Stadion um sich scharte. »VIP-Bereich, super Sitzplätze, wirklich mit allem Pipapo«, war Stricker begeistert. Ebenso wie von den Referenten und deren Ausführungen zur unendlichen Fußballgeschichte: Hans Meyer, Ralf Rangnick, der statt der vereinbarten 60 Minuten viereinhalb Stunden dozierte, Otto Rehhagel und das DFB-Doppel Jürgen Klinsmann/Joachim Löw. »Von Rehhagel haben wir viel vom korrekten Umgang mit Spielern erfahren, von Meyer über die Unterschiede zwischen Fußball in BRD und DDR«, zählt Stricker auf. Beeindruckt habe ihn, dass wenige Tage, nachdem Klinsmann und Löw im Kursus über das taktische Verhalten im Nationalmannschaftsmittelfeld referiert hatten, selbiges im Testspiel in Frankreich vor dem Fernseher eins zu eins abzulesen war. Ihrer Glaubwürdigkeit habe das Nachdruck verliehen. Stricker hat sich aber vorgenommen, nicht nur andere Fußballlehrer zu kopieren. Sein Ziel: eine eigene Handschrift, die möglichst gut zu lesen ist.

Artikel vom 10.12.2005