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Rigoros besseren Unterricht verlangt

Zwölf Jahre zum Abitur - Schulministerin bei ihren schärfsten Kritikern

Von Reinhard Brockmann
Köln (WB). »Neun plus drei« heißt die neue Formel für den auf zwölf Jahre verkürzten Weg zu Abitur, den die Gymnasien künftig in NRW anbieten sollen.

Beim Lehrertag in Köln hat NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) am Freitag bestätigt, was sie bereits im Juli in dieser Zeitung als »mein Modell« bezeichnete. Der Erhalt der vollen dreijährigen gymnasialen Oberstufe bei Verkürzung der Sekundarstufe I auf fünf Jahre entspreche dem vom Philologenverband gewünschten Weg, sagte sie vor Realschul- und Gymnasiallehrern.
»In diesem Modell ist die Klasse 10 am Gymnasium in gleicher Form wie die Klasse 11 an der Gesamtschule die Einführungsphase für die gymnasiale Oberstufe«, sagte Sommer. Die Vergabe des Mittleren Schulabschlusses am Gymnasium erfolge dabei - wie an anderen Schulformen - am Ende der Klasse 10.
Das Treffen mit Philologen- und Realschullehrerverband galt als heikel, weil beide Verbände die Ministerin zuletzt besonders heftig kritisierten. Frau Sommer hatte unnachgiebig verlangt, den Unterrichtsausfall wegen Elternsprechtagen und Fortbildungen auf ein absolutes Mindestmaß zurückzuführen. Sie sagte, statt der formalen Debatte müsse wieder mehr inhaltliche Diskussion stattfinden. Sommer fast überdeutlich: »Der Unterricht muss besser werden.«
Auf Anfrage dieser Zeitung erklärte ein Sprecher des Ministeriums, mit einer Reihe von Überspitzungen würden derzeit die Lehrer, aber mehr noch die Eltern irritiert. So habe die Ministerin zum Beispiel niemals verlangt, dass Sprechtage nur noch samstags stattfinden könnten. Entsprechende Behauptungen werden nach Informationen dieser Zeitung auch an ostwestfälischen Schulen bei Elternabenden aufgestellt.
Sommer unmissverständlich: »Gerade aufgrund meiner eigenen beruflichen Erfahrungen liegt es mir völlig fern, die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer abzuwerten und in ein schlechtes Licht zu stellen!« Sommer forderte die Vorsitzenden beider gastgebenden Verbände persönlich auf: »Bitte sagen Sie mir doch einmal, wo ich dies getan haben soll!«
Die Schulversagerquoten sind nach Ansicht der Ministerin zu hoch. Das gelte gerade auch für Realschulen und müsse sich ändern. Sommer: »Es reicht nicht, nur das Nichterreichen geforderter Standards zu attestieren.«
Sommer sprach sich gegen eine generelle Aufnahmeprüfung für weiterführende Schulen aus. Die Grundschullehrerinnen könnten sehr gut einschätzen, welche Schule für das einzelne Kind die richtige sei. Deshalb solle deren Empfehlung verbindlicher werden als bisher. »Ziel ist es, die Zahl der Kinder zu verringern, die auf den falschen Schulen landen.«

Artikel vom 10.12.2005