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Menschen in
unserer Stadt
Heike Höfel
Zahnmedizinische Fachangestellte

»Ich liebe meinen Beruf«, sagt Heike Höfel. Dort, wo den meisten Menschen allein schon aufgrund des Geruchs der Angstschweiß ausbricht, fühlt sich die 41-Jährige pudelwohl. Seit mittlerweile 25 Jahren arbeitet die gebürtige Steinhagenerin als zahnmedizinische Fachangestellte in Zahnarztpraxen. Da kennt man sich mit den Befindlichkeiten der Leute ziemlich gut aus.
Das gern benutzte Klischee von den ängstlichen Männern im Zahnarztstuhl kann Höfel jedenfalls nur bestätigten. »Kinder sind in aller Regel total cool und ziehen die Sache ganz unkompliziert durch, aber die großen Zwei-Meter-Kerle stehen oft vor mir und schlottern vor Angst«, sagt sie und lächelt verschmitzt.
An einen Patienten erinnert sich die zahnmedizinische Fachangestellte besonders lebhaft. Eigentlich sollte sie nur Abdrücke nehmen, aber der Mann hatte wohl solche Angst, dass er mitten in dieser Routineaktion die Kontrolle über seinen betäubten Kiefer verlor und zubiss. »Die Bissspuren und blauen Flecken auf der Hand haben höllisch wehgetan«, berichtet Höfel. Am nächsten Tag habe sich der Patient aber mit einem dicken Blumenstrauß bei ihr entschuldigt. »Dem war das schrecklich peinlich.«
In den meisten Fällen hat Höfel, die ursprünglich mal Kinderkrankenschwester werden wollte, ihre Kunden auf dem Zahnarztstuhl aber im Griff. Besondere Tricks benutzt sie dafür nicht. »Da ist eine dicke Portion Intuition dabei«, erläutert sie. »Man muss viel reden und ablenken. Die Patienten genießen es richtig, ein bisschen betüddelt zu werden.« Es ist diese direkte Form der Arbeit mit Menschen, die für Höfel bis heute die Faszination an ihrem Beruf ausmacht. »Mein Mann spricht auch vom Helfersyndrom.«
Privat fährt die Mutter von zwei Kindern, Natascha (17) und Dominic (14), gern Motorrad. Mit ihrer Honda 650 TransAlp geht es nicht nur bei Wind und Wetter zur Arbeit, sondern an Wochenenden auch mal ins Sauerland oder an die Nordsee, wo sie als »Dänemark-Fan« gerne zusammen mit ihrem Mann Urlaub macht. »Strand, Sonne, Meer und ein wenig Ruhe, mehr brauche ich dann nicht.« Höchstens noch einen ihrer heißgeliebten Krimis zum Schmökern. Vorzugsweise von Henning Mankell.Peter Monke

Artikel vom 10.12.2005