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Auch im DFB geht der Stab von Schröder zu Merkel


Leipzig (dpa). Warmherzige Ehrung für Gerhard Schröder, nüchterner Einstand von Angela Merkel: In Leipzig vollzog auch der Deutsche Fußball-Bund im internen Kreis den politischen Stabwechsel. Ex-Bundeskanzler Schröder wurde beim außerordentlichen Bundestag in der Leipziger Oper mit vielen Lobeshymnen bedacht und mit einem einstimmigen Votum der Delegierten als 61. Ehrenmitglied des Verbandes aufgenommen. Sichtlich gerührt ließ sich der bekennende Fußball-Fan und einstige Mittelstürmer mit Kampfnamen »Acker« die Ehrennadel (»Die haben sogar noch richtiges Gold«) ans Revers heften: »Ich bin nicht nur stolz, sondern auch glücklich darüber.«
Nachfolgerin Angela Merkel nutzte zuvor ihre Rolle als Gastrednerin für eine fußballerische Regierungserklärung, in der sie die Bemühungen des DFB um Integration, Solidarität und Fairplay würdigte. »Der DFB ist nicht nur eine Organisation, die die Professionalität fördert, sondern vielen jungen Menschen Bodenhaftung und Orientierung bietet«, sagte die Bundeskanzlerin. Zugleich ermunterte sie den DFB, sich für die Frauen-WM 2011 zu bewerben.
Die Männer-WM hatte Vorgänger Schröder 1998 nach der Abwahl von Helmut Kohl zur Chefsache erklärt. Still und Daumen drückend hatte er im Sommer 2000 eingerahmt von Boris Becker und Claudia Schiffer vor den Delegierten des Weltverbandes FIFA um den Zuschlag geworben - auch auf die Gefahr hin, das Rennen und damit auch an Ansehen zu verlieren. »Die WM in Deutschland war immer eine K.u.K.-Angelegenheit. Kaiser und Kanzler hatten mit einem gepflegten Doppelpass von Sport und Politik das Fundament für die WM gelegt«, beschrieb FIFA-Präsident Joseph Blatter das Rollenspiel von Franz Beckenbauer und Schröder. Und der geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger ergänzte in seiner Laudatio: »Er ist und bleibt unser Freund. Ob mit oder ohne Amt, ist nicht entscheidend.«

Artikel vom 10.12.2005