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»Retourkutsche« für
geständigen Räuber

Russlanddeutsche belasten sich gegenseitig


Bielefeld (uko). Nach drei Wochen zäher Verhandlung haben drei russischstämmige Tankstellenräuber vor dem Landgericht Bielefeld Geständnisse abgelegt. Die drei Männer gaben jeweils bis zu sechs Überfälle auf Tankstellen in Ostwestfalen zu, belasteten damit jedoch den vierten Komplizen erheblich. Dessen Verteidiger Detlev Binder sprach gestern von einer »Retourkutsche«.
Vom August 2004 bis zum April dieses Jahres wurden in Bielefeld, Hövelhof, Schloß Holte-Stukenbrock, Detmold-Pivitsheide und Leopoldshöhe von zwei bis vier Tätern insgesamt zehn Überfälle begangen. In einem Fall war der Geldbote der »Marktkauf«-Niederlassung an der Friedrich-List-Straße das Opfer.
Als Täter wurden schließlich die russischstämmigen Alexander A. (19), Rostam M. (22), und Vladimir R. (26) ausgemacht. Sie sitzen seit dem 17. November gemeinsam mit dem mutmaßlichen Komplizen Vitali R. (23) vor der Jugendkammer. Zu Beginn hatte nur Vitali R. ein Geständnis abgelegt. Er gab selbst drei Taten zu, belastete seine Mitangeklagten schwer.
Am Donnerstag drehten die Komplizen nach langen Beratungen mit ihren Rechtsanwälten Georg Schulze, Ulrich Kraft und Sven Grotendiek den Spieß um. Wohl auch unter der Last der bisherigen Beweise gaben A., M. und Vladimir R. jeweils bis zu sechs Taten zu. Allerdings schoben sie Vitali R. auch die Beteiligung an insgesamt sechs Raubüberfällen zu. Binder quittierte diese Geständnisse mit dem Hinweis, Vitali R. werde »durch unberechtigte Vorwürfe in Schwierigkeiten« gebracht. Diese »Retourkutsche« sei gezielt, »weil mein Mandant als erster eine Aussage gemacht hat«. - Der Prozess soll Montag mit detaillierten Geständnisse fortgesetzt werden.

Artikel vom 09.12.2005