09.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Keine Angst vor Gen-Mais

Hält die Ängste vor der Gentechnik für überzogen: Prof. Alfred Pühler.

Prof. Pühler zu Risiken und Nutzen der modernen Technik


Bielefeld (sas). Gentechnisch veränderten Mais würde Alfred Pühler ohne weiteres essen: »Sein Genuss birgt kein größeres Risiko als der von unverändertem Mais«, ist er überzeugt. Pühler ist ein Fachmann: Der renommierte Genomforscher der Universität Bielefeld leitet das Netzwerk »Genomforschung an Bakterien für Umweltschutz, Landwirtschaft und Biotechnologie«.
Gestern hat der Biologe auf Einladung von »Bielefeld 2000plus«, einem gemeinsamen Projekt von Universität und Stadt, im Murnau-Saal der Volkshochschule über gentechnisch veränderte Lebensmittel (für die es eine Kennzeichnungspflicht gibt) gesprochen und eine Risikoanalyse erstellt.
Auch wenn Deutschland quasi noch eine weiße Landkarte ist: Weltweit werden auf fünf Prozent der Agrarflächen so genannte transgene Pflanzen angebaut. Und immerhin 55 Prozent des geernteten Soja, elf Prozent des Mais, 21 Prozent der Baumwolle und 15 Prozent des Raps sind bereits genveränderte Sorten.
Nur etwa ein Fünftel der deutschen Bevölkerung, schätzt Pühler, akzeptiert diese Entwicklung. »Ebenso viele Menschen sind radikale Gegner und die Masse ist indifferent, würde aber auf Befragen wahrscheinlich sagen 'lieber nicht'«, schätzt er. Er nimmt die Ängste ernst, hält sie aber für unnötig. »Sie werden zum Teil auch bewusst geschürt.« Er nennt Beispiele, wie sich transgene Pflanzen als Segen erweisen können: »In Südostasien ernähren sich die Menschen zum großen Teil von reis. Das führt allerdings zu Mangelerscheinungen. Und in der Folge sterben jedes Jahr zwei Millionen Menschen an geschwächter Abwehrkraft und erblinden 500 000 Kinder.« Abhilfe soll hier der »goldene Reis« schaffen, in den gentechnisch das Provitamin A eingesetzt wurde und der derzeit mit viel Aufwand in die lokalen Sorten eingekreuzt wird.
Näher liegt den Europäern vielleicht der Mais: Dank der Gentechnik gibt es insektenresistente Sorten. Sie sind nicht nur ertragreicher: »Der nicht-transgene Mais wird gerne von Insekten befallen. In ihren Fresswunden siedeln sich üblicherweise Pilze an - und hinterlassen ihre Toxine, die krebserregend und hochgiftig sind.« Dagegen hilft nur die chemische Keule - wie sie auch auf Baumwollfeldern eingesetzt wird. »Transgene Baumwolle allerdings braucht 80 Prozent weniger Spritzmittel - gesünder für den Verbraucher und die Landarbeiter!« betont Pühler.

Artikel vom 09.12.2005