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Radfahrer (56) wird unter
der Stadtbahn eingeklemmt

Opfer in Lebensgefahr - zweiter schwerer Unfall seit 2002


Von Jens Heinze und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). An der Ecke Beckhaus-/Engersche Straße in Schildesche ist gestern Vormittag gegen 8.30 Uhr ein 56-jähriger Radfahrer beim Rechtsabbiegen vor die Stadtbahn der Linie 1 geraten, 15 Meter weit mitgeschleift und unter dem 34 Tonnen schweren Waggon eingeklemmt worden. Der Bielefelder wurde von den Helfern und Rettern der Berufsfeuerwehr befreit und mit lebensgefährlichen Verletzungen an Kopf und Beinen in das Krankenhaus Gilead 1 eingeliefert. Wegen der Rettungs- und Bergungsarbeiten sowie für die Unfallaufnahme waren die Stadtbahngleise zwischen den Haltestellen Sudbrackstraße und An der Reegt in beide Richtungen bis gegen 11.45 Uhr gesperrt.
Bereits am 24. Juli 2002 hatte es genau an der selben Stelle einen Unfall gegeben, bei dem ein 62 Jahre alter Radfahrer aus Bielefeld vor die Linie 1 geraten und getötet worden war. Das Geschehen von vor fast dreieinhalb Jahren ist mit dem vom gestrigen Donnerstag fast identisch.
Wie gestern das 56-jährige Opfer, war auch der 62-Jährige im Juli 2002 auf dem linken Rad-/Gehweg der Beckhausstraße zwischen Johanneskrankenhaus und abknickender Vorfahrt zur Engerschen Straße in Richtung Schildescher Ortskern unterwegs gewesen. In Höhe der abknickenden Vorfahrt schwenkt der Rad-/Gehweg, der bis dahin parallel zu den Bahngleisen verläuft, vor dem Haus Beckhausstraße 99 nach rechts über die Schienen in Richtung Media Markt ab. Gelbes Blinklicht und rot-weiße Schilder warnen Fußgänger und Radfahrer vor der kreuzenden Stadtbahn.
Wie Hauptkommissar Gustav Walkenhorst vom Verkehrsdezernat der Polizei gestern bestätigte, seien die Sicherheitsmaßnahmen an dieser Stelle als Konsequenz aus dem Unfall von Juli 2002 noch einmal verstärkt worden - am Bahnübergang wurden Sperrgitter aufgebaut, um Radfahrer mit Blickkontakt zur Linie 1 direkt vor und dann sicher über die Schienen zu geleiten. Aber: Offenbar wegen zurzeit laufender Bauarbeiten am Haus Beckhausstraße 99 waren Sperrgitter samt Warnschild in Fahrtrichtung des 56-jährigen Unfallopfers gestern nicht vorhanden. Gitter und Schild hatte man kurzfristig demontiert, Radler wurden nicht sicher ans Gleis herangeführt.
Ein Dekra-Gutachter soll jetzt den genauen Unfallhergang untersuchen. Das gelbe Blinklicht am Übergang hatte offenbar korrekt funktioniert und vor der nahenden Linie 1 gewarnt.
Der unter dem ersten Fahrgestell der Bahn eingeklemmte 56-Jährige wurde von der Berufsfeuerwehr in achtminütiger Rekordzeit befreit. Die Helfer und Retter hoben dabei den 34 Tonnen schweren Waggon mit Spezialwerkzeug etwa 20 Zentimeter hoch an. Der Stadtbahnfahrer (48) erlitt einen Schock, wurde ärztlich und psychologisch betreut.

Artikel vom 09.12.2005