09.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Flucht endet auf Teneriffa

Kroate Gotovina wurde als Kriegsverbrecher gesucht

Santa Cruz/Zagreb (dpa). Die spanische Polizei hat den als Kriegsverbrecher gesuchten kroatischen Ex-General Ante Gotovina gefasst. Nach vier Jahren auf der Flucht ließ sich der 50-Jährige auf der Kanaren-Insel Teneriffa widerstandslos festnehmen.
Vier Jahre auf der Flucht: Ex-General Ante Gotovina.
Als Kommandeur der »Operation Sturm« gegen aufständische Serben 1995 muss Gotovina sich vor dem UN-Tribunal in Den Haag wegen schwerer Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten, auch für den Tod von 150 serbischen Zivilisten.
UN-Anklägerin Carla del Ponte machte die Verhaftung Gotovinas gestern bei einem Aufenthalt in Belgrad bekannt. Der ehemalige Fremdenlegionär und Karriere-Offizier wurde noch gestern einem Richter in Madrid vorgeführt. Seine Überführung nach Den Haag dürfte sehr kurzfristig erfolgen, ein Auslieferungsverfahren ist nach spanischen Angaben nicht erforderlich.
Del Ponte dankte den kroatischen und spanischen Behörden für die Zusammenarbeit bei der Aktion. Sie hatte noch im Oktober unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen behauptet, Gotovina verstecke sich in einem Franziskanerkloster in Kroatien oder in Bosnien-Herzegowina.
Gotovina zählte seit langem zu den vom Tribunal am dringendsten gesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrechern. Del Ponte ermahnte erneut die Belgrader Behörden, die beiden meistgesuchten Angeklagten, den früheren bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic und dessen Militärchef Ratko Mladic, zu verhaften. Es sei ein »Skandal«, dass sie immer noch frei seien, sagte Del Ponte. Serbien bestreitet, Informationen über die Verstecke der beiden zu haben.
Die EU-Kommission begrüßte die Festnahme als wichtigen Schritt für den Frieden auf dem Balkan. Der kroatische Regierungschef Ivo Sanader sagte, dies sei der Beweis für die Glaubwürdigkeit des kroatischen Staates, dessen Führung immer wieder betonte hatte, Gotovina halte sich nicht in der Heimat versteckt.
Gotovina wurde am späten Mittwoch in einem Vier-Sterne-Hotel im Touristenort Playa de las Américas im Süden Teneriffas verhaftet. Er habe gefälschte Papiere bei sich gehabt. Die spanische Polizei habe ihn schon seit Tagen auf seinen Wegen über mehrere Inseln verfolgt. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 09.12.2005