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Ein fataler Fehler
mit harten Folgen

Duisburg trennt sich von Meier

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
und Dirk Schuster
Duisburg (WB). So verändert sich in Sekundenschnelle das ganze Leben. Norbert Meier wird sich wünschen, dass er seinen Kopf in diesem einen Augenblick besser auf andere Art und Weise benutzt hätte. Sein Stoß gegen den Kölner Albert Streit kostete den 47 Jahre alten Trainer gestern Abend den Job in Duisburg.
Entlassen: Norbert Meier
MSV-Klubchef Walter Hellmich wertete die Vertragsauflösung aber nicht als Strafe, sondern als Schutzmaßnahme: »Wir haben gesehen, dass ein derartiger Druck auf den Trainer ausgeübt wurde, dass wir uns auf eine einvernehmliche Vertragsauflösung geeinigt haben.« Hellmich beugte sich letztlich auch dem Druck, den der DFB ausübte. Denn de facto war Meier schon seit dem Tag zuvor nicht mehr für den MSV im Trainerdienst, da ihn das DFB-Sportgericht für seine Attacke gegen Streit im Spiel gegen den 1. FC Köln bereits mit einem Berufsverbot belegt hatte.
Mit dem Aus beim Aufsteiger kann Meier einer persönlichen Sperre natürlich nicht entgehen. Der DFB wird über die Dauer nächste Woche entscheiden. Der Trainer muss sich darauf einstellen, lange auf Eis zu liegen. Mit Mitleid kann er kaum rechnen, weil er seinen Ausraster zunächst mit einer hanebüchenen Falschdarstellung verschlimmerte. Der Kölner Trainer Uwe Rapolder wiederholte gestern seinen Vorwurf, der Kollege habe sich vom Täter zum Opfer gemacht. Auch bei Duisburgs nächstem Gegner Arminia Bielefeld war der Vorfall keine Verharmlosung wert: »Sowas gehört nicht auf den Fußballplatz, erst recht nicht in einer verantwortungsvollen Position«, sagte Trainer Thomas von Heesen.
Er wird nun in der MSV-Arena einen alten Bekannten als neuen Kollegen begrüßen. Meiers Assistent Heiko Scholz besetzt zunächst die Duisburger Trainerbank. Für von Heesen ist es ÝScholleÜ, der da ein paar Meter weiter Platz nimmt: »Ich kenne 'Scholle' schon ewig.« Auch für Arminias Sportdirektor Reinhard Saftig ist dieses Treffen ein Wiedersehen. Unter dem damaligen Trainer Saftig reifte Scholz 1992 in Leverkusen zum Nationalspieler West - allerdings nur für eine Partie gegen Mexiko. Für die DDR bestritt der 39 Jahre alte Sachse sieben Begegnungen.
Eine Dauerlösung sieht der MSV in ihm nicht. Hellmich möchte schon bald einen neuen Mann präsentieren. Dabei scheint eine Rückkehr von Ewald Lienen nicht abwegig, auch Jürgen Kohler könnte zum Kandidatenkreis gehören.
Kein Zurück in die Liga gibt es vorläufig für Meier, der für seinen fatalen Fehler mit dem Jobverlust schon hart bestraft wurde und noch einiges mehr aufgebrummt bekommen wird. Reinhard Saftig war Beisitzer beim Sportgericht, als der Aachener Eugen Hach wegen eines ähnlichen Aussetzers für drei Monate »verknackt« wurde. »Das ist das Mindestmaß«, macht Saftig Meier keine Hoffnung auf Begnadigung.

Artikel vom 09.12.2005