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Sirup-Produktion läuft auf Hochtouren

»Schmutzschätzer« sieht täglich 900 Tonnen Rüben und rechnet die anhaftende Erde ab

Meckenheim (WB). In der Grafschafter Krautfabrik in Meckenheim bei Bonn herrscht Hochbetrieb. Bauern bringen tonnenweise ihre Rüben in den Betrieb. Aus ihnen entsteht Zuckerrübensirup. Ein Mann hat dabei eine ganz besondere Aufgabe: der so genannte Schmutzschätzer.

Hermann Schemmel nimmt bis Ende des Jahres 55 000 Tonnen Rüben unter die Lupe. Als Schmutzschätzer misst der 71-Jährige während der Rübenkampagne den Schmutzanteil der direkt vom Feld angelieferten Rüben, um das Nettogewicht der Rüben berechnen zu können, für das die Bauern entlohnt werden.
Seit Mitte September läuft bei der Grafschafter Krautfabrik in Meckenheim die Zuckerrüben-Verarbeitung auf Hochtouren. Jeden Tag fahren Vertragslandwirte ihre mit Zuckerrüben befüllten Lastwagen und Traktoren auf das Werksgelände. Dort wird das Fahrzeug zunächst gewogen und jeder Landwirt erhält eine Registrierungsnummer, auf die Schmutzschätzer Hermann Schemmel die »Schmutz-Prozente« der gelieferten Rüben bucht.
Während jede Rübenladung auf einem rüttelnden Förderband an ihm vorbeiläuft, schätzt Schemmel den Anteil anhaftender Erde in Prozent. Täglich rollen etwa 900 Tonnen Zuckerrüben auf Förderbändern an seinen Augen vorbei. In Sekundenschnelle beurteilt der Schmutzschätzer die einzelnen Rüben. Seinem geschulten Blick entgehen kaum Reste von Ackerbodenerde, die vor der weiteren Verarbeitung vom Erntegut abgerüttelt wird.
Die abgerüttelte Erde läuft am Ende über ein Förderband auf das leere Fahrzeug zurück, welches abschließend mit seiner neuen Ladung noch einmal gewogen wird. Nach Abzug des Fahrzeuggewichtes wird der Anteil der Erde ermittelt und Schemmel erhält das Nettogewicht der schmutzfreien Rüben, für das der Bauer entlohnt wird.
Innerhalb von 13 Wochen werden von 210 Vertragslandwirten etwa 55 000 Tonnen Zuckerrüben geerntet und bis Weihnachten zum süßen »Grafschafter Goldsaft« im kultigen gelben Becher weiterverarbeitet. Die Grafschafter Krautfabrik in Meckenheim beschäftigt etwa 90 Mitarbeiter. Zur Erntezeit werden zusätzliche Arbeiter eingestellt, die während der 100 Tage dauernden »Rüben-Kampagne« etwa 13 000 Tonnen Zuckerrübensirup produzieren. Zusätzlich werden die für die Jahreszeit typischen Brotaufstriche »Apfelschmaus« und »Winterzauber« hergestellt.
Die Grafschafter Krautfabrik Josef Schmitz KG besitzt einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent in der Produktsparte Zuckerrübensirup für Handels- und Industriekunden.

Artikel vom 10.12.2005