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Krankenschwester an der Schule

Ulrike Doerr hilft im Notfall und leistet Gesundheitsprävention


Von Sabine Schulze (Text) und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (sas). Einen weißen Kittel trägt Ulrike Doerr nicht. Wohl aber greift sie schon mal zu Handschuhen, wenn ein Schüler mit blutender Wunde zu ihr kommt, um von ihr fachgerecht verarztet zu werden. Denn die 46-Jährige ist Schulkrankenschwester - die einzige in ganz Ostwestfalen-Lippe.
Seit dem 21. November wirkt sie an der Grundschule Dreekerheide, kümmert sich um große und kleine Wehwehchen, legt ein Kühlkissen auf, verbindet ein Handgelenk oder leitet auch schon mal weiter zum Arzt. Demnächst aber wird sie auf Anforderungen der Lehrer und Lehrerinnen auch in den Unterricht gehen und dort den Kindern Themen rund um Gesundheit, Hygiene, Ernährung und Prävention näher bringen. »Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß«, schwärmt Ulrike Doerr.
Einziger Wermutstropfen: Ihre Stelle ist - zunächst - auf sechs Monate befristet. Denn die Krankenschwester, die ihren Beruf in Gilead erlernte, hat an der Jöllenbecker Grundschule einen Ein-Euro-Job. »Wir hoffen auf eine Verlängerung«, sagt Schulleiter Wolfgang Balz.
Er hegte schon lange den Wunsch, nach skandinavischem Modell eine Krankenschwester an die Schule zu bekommen. »Das ist im Interesse der Gesundheitsvorsorge - mal abgesehen davon, dass unsere Kinder nach Unfällen schnell qualifiziert versorgt werden.« Nur die Finanzierung einer solchen Stelle war bislang das Problem.
Mit Ulrike Doerr kam Balz über die GAB, die Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung, in Kontakt: Die GAB suchte Stellen für Ein-Euro-Jobber, Ulrike Doerr ihrerseits, nach einigen Berufsjahren in der Schweiz zurück nach Deutschland gekommen und mit Arbeitslosigkeit konfrontiert, suchte Hilfe beim Schritt in eine geplante Selbständigkeit.
Davon ist jetzt nicht mehr die Rede: Mit Feuereifer hat sie sich in die Arbeit an der Dreekerheide-Grundschule gestürzt. Und wie Balz hofft sie, dass eine Verlängerung ihrer Stelle, womöglich auch eine dauerhafte Einrichtung über Sponsoren oder Mittel für die Offene Ganztagsschule, erfolgt. »Weil ich mich weiter entwickeln will und auf wissenschaftliche Begleitung hoffe, habe ich auch schon mit den Gesundheitswissenschaftlern der Universität und mit dem Fachbereich Pflege und Gesundheit Fachhochschule Kontakt aufgenommen.«

Artikel vom 08.12.2005