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Denkt mit Kollegen über neue Wege in der Bekämpfung der Jugendkriminalität nach: Kriminalrat Stefan Mühlbauer. Foto: Heinze

»Die kriminellen Karrieren
schon im Vorfeld stoppen«

Junge Straftäter: Polizei denkt über neue Wege nach

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Die Polizei denkt über neue Wege in der Bekämpfung der Jugendkriminalität nach. Dabei sind vor allem die so genannten Intensiv- oder Mehrfachtäter in das Visier der Ordnungshüter gerückt. Denn diese kleine Gruppe begeht einen erheblichen Teil der Straftaten in der Großstadt.

Kriminalrat Stefan Mühlbauer (41), Chef des Dezernates für Kriminalitätsangelegenheiten im Polizeipräsidium, hat einmal nachgerechnet. Demnach haben in Bielefeld die 14 bis 18 Jahre alten Straftäter von August 2004 bis Juli dieses Jahres 2186 Delikte begangenen. Auffällig ist dabei die Beteiligung der Mehrfachtäter - Jugendliche, die innerhalb eines Jahres mehr als fünfmal kriminell geworden sind. Mühlbauer: »Die Intensivtäter machen nur vier Prozent aller 1201 Tatverdächtigen aus, haben aber fast ein Viertel aller Delikte begangen.«
»Sie sind es also, die uns überwiegend beschäftigen«, zieht der Kriminalrat Bilanz. Um, wie er betont, besonders in der Gruppe der 14- bis 18-Jährigen »kriminelle Karrieren schon im Vorfeld zu stoppen«, seien Konzepte gegen Mehrfachtäter ausschlaggebend. Das sieht Mühlbauer als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die die Polizei alleine nicht bewältigen kann: »Es geht nur gemeinsam mit der Stadtverwaltung, der Staatsanwaltschaft und der Richterschaft.«
Die Polizei-Projektgruppe »Jugendkriminalität« soll jetzt bis Anfang nächsten Jahres Vorschläge erarbeiten, wie mit Bielefelds Nachwuchskriminellen umzugehen ist. Dabei stellen die Ordnungshüter auch ihr bisheriges Konzept auf den Prüfstand. Zur Zeit sind 72 Jugendsachbearbeiter, fünf Jugendschutz-Sachbearbeiter und ein Jugendbeauftragter auf die drei Polizeiinspektionen und auf acht Fachkommissariate verteilt. Mühlbauer: »Wir sind in Bielefeld sehr breit aufgestellt, um orts- und zeitnah reagieren zu können.« Es geht aber auch anders, wie das Beispiel Mönchengladbach beweist: Dort wurde die Bekämpfung der Jugendkriminalität in einem Kommissariat und bei zwei Staatsanwälten konzentriert. Mit Erfolg - die Straftaten gingen zurück.

Artikel vom 08.12.2005