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Seniorenwohnen statt Gemeindehaus

Die Reformierten planen für die Zukunft - Drei-Kirche-Modell stößt auf Widerstände


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Die Reformierte Kirchengemeinde Bielefeld plant für die Zukunft: An Stelle des stark sanierungsbedürftigen Gemeindehauses an der Güsenstraße soll ein Neubau mit seniorengerechten, barrierefreien Wohnungen und einem Mehrzweckraum entstehen. Die Pläne sollen am nächsten Sonntag, 11. Dezember, nach dem Gottesdienst vorgestellt werden.
Auslöser für die Planungen ist die Idee des Kirchenkreises Bielefeld, nicht zuletzt aus Einspargründen die Gemeindehäuser von Neustadt Marien, Altstadt und der Reformierten Gemeinde zu schließen und die Immobilien zu veräußern. Die Süsterkirche solle im Gegenzug zu einem Treffpunkt und Veranstaltungsort auch außerhalb der Gottesdienste für alle Gemeindemitglieder der Innenstadtkirchen werden. Das so genannte Drei-Kirchen-Modell sah eine Nutzung der Süsterkirche - das Schiff wurde 1514 errichtet, der Turm 1860/61 - unter anderem als Konzertsaal, als Kunst»galerie«, aber auch als Versammlungsort vor.
Gegen diese Pläne des Kirchenkreises hatte sich die Altstädter Gemeinde bereits vehement gewandt. Pfarrer Armin Piepenbrink-Rademacher sprach im Herbst von dem Versuch, aus der Süsterkirche eine »Bistrokirche« zu machen. Es gründete sich ein Förderverein aus der Gemeinde heraus, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die gemeindeeigenen Räume am Altstädter Kirchplatz und an der Werther Straße zu erhalten und weiter zu nutzen. Der Kirchenkreis räumt ein, mit dem Drei-Kirchen-Modell nicht so recht voran zu kommen.
Einzig die Reformierte Gemeinde stand den Plänen positiv gegenüber.
Dort wurde unter anderem im Presbyterium die Idee geboren, nicht einfach die Immobilie Gemeindehaus als innerstädtisches Grundstück zu verkaufen, sondern einen Wert zu schaffen, der sich in der Zukunft nicht nur selbst trägt, sondern auch noch - im Idealfall - Mittel für die Gemeindearbeit abwirft. Der Mehrzweckraum könnte dann von der Reformierten Gemeinde, möglicherweise auch von den beiden anderen evangelischen Innenstadtgemeinden mit genutzt werden.
Der Kirchenkreis Bielefeld sähe sich finanziell nicht in der Lage, das Gemeindehaus mit Saal, Versammlungsraum und nutzbarem Keller sanieren zu lassen.
Er will, um Nothaushaltsrecht zu vermeiden, zwei Millionen Euro im kommenden Jahr einsparen, bemüht sich darum, Einnahmen zu erzielen - auch durch den Verkauf von Immobilien. So steht beispielsweise die Georgenkirche am Botanischen Garten zur Veräußerung an.

Artikel vom 08.12.2005