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Sport, Weg aus der Armut

In Südafrikas SOS-Kinderdörfern steht der Fußball ganz oben an

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). Mit einem Ball aus Plastikfetzen hat Lucas Rabene in Soweto angefangen, heute weiß der ehemalige Kapitän von Südafrikas Nationalmannschaft: »Fußball ist ein Weg aus der Armut und macht dich stark gegen Aids.«
Zu den »6 Kinderdörfern im WM-Jahr 2006« gehören auch die Planungen füt das SOS-Kinderdorf Rustenburg bei Johannesburg.
Das Kickeridol vom Kap wirbt für das neue SOS-Kinderdorf in Rustenburg. Die Stadt mit 53 000 Einwohnern liegt in einer der am schnellsten wachsenden Regionen Südafrikas. Hier wird Hilfe gebraucht, hier kommt auch das Geld aus der WESTFALEN-BLATT-Weihnachtsaktion garantiert gut an.
Die Zahl hilfsbedürftiger Menschen - insbesondere der vielen Aids-Waisen - steigt. Im SOS-Kinderdorf in Rustenburg, zu dem auch ein Sozialzentrum gehören wird, erhalten alleinstehende, notleidende Kinder eine familienorientierte, langfristige Betreuung, die ihnen echte Zukunftschancen und ein Aufwachsen in Geborgenheit ermöglicht.
Das geht durch Erziehung in einer Kinderdorf-Familie mit einer erfahrenen Kinderdorfmutter, das läuft aber vor allem über den Sport: »Wir haben schon früh als Kinder Fußball gespielt, es war unser Hobby«, erzählte Lucas jetzt bei einem Treffen mit Kindern in Rustenburg.
»Während der Zeit der strikten Rassentrennung fehlte allerdings jede Form von Ausrüstung.« Mit einem Ball aus Plastikteilen und ohne rechte Schuhe wurde gut und hart gekickt. Lucas: »Fußball war damals der Sport der schwarzen Bevölkerung in Südafrika.« Aus dem Hobby wurde eine Karriere. »Für viele Leute ist Fußball zum Ausweg aus Armut und aus der Gewalt in den Townships.«
Speziell der Erfolg einzelner, die heute im Nationalteam wirken, habe bewirkt, dass inzwischen fast jedes Kind Fußball spielen wolle. Lucas' Botschaft: »Jeder kann auch Fußballer werden, wenn er nur hart genug daran arbeitet.«
Aids ist eine Bedrohung für die gesamte soziale und ökonomische Entwicklung des Landes. 40 Prozent aller Todesfälle der 15- bis 49-Jährigen sind auf die Immunschwäche zurückzuführen. Die Waisenrate hat in den vergangenen Jahren extreme Höhen erreicht. Hauptzielgruppe der zehn SOS-Sozialzentren am Kap bilden deswegen von Aids betroffene Kinder und ihre Familien, zusätzlich leistet jedes der sieben Kinderdörfer Nachbarschaftshilfe.
Im WM-Jahr 2006 hat Südafrika die Qualifikation knapp verpasst, aber die Kinder dort haben dennoch ein großes Ziel: 2010 ist ihr Land WM-Gastgeber, und dann wollen sie so oder so »mitspielen«.

Artikel vom 08.12.2005