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Prof. Dr. Hans Schulte-Nölke rät zu erhellender und zudem unterhaltsamer Lektüre.Foto: Büscher

Parteispenden und Geliebtentestament

Prof. Schulte-Nölke empfiehlt »Fast alles, was Recht ist« - Literaturtipp 5


Bielefeld (sas). Erstmals haben Wissenschaftler der Universität in diesem Semester Literaturtipps für Studienanfänger, aber auch für andere gegeben: Romane, Sachbücher oder Krimis legen sie den Studierenden auf der Homepage der Hochschule ans Herz. Wir veröffentlichen einige dieser Empfehlungen - wie die von Prof. Dr. Hans Schulte-Nölke.
Der Jura-Professor rät, das Werk eines Juristen zur Hand zu nehmen: »Fast alles, was Recht ist« von Uwe Wesel - mit dem Untertitel »Jura für Nichtjuristen«. Und er verspricht eine unterhaltsame und erhellende Lektüre. »Ich habe das Buch auch erst gelesen, als ich schon fertiger Jurist war - und dennoch neue Einblicke bekommen.«
Wesel unternehme, erklärt Schulte-Nölke, den seltenen Versuch, zwei Dinge zu vereinen, die sonst nicht vereint werden: »Er breitet auf 400 Seiten ein Bild unserer Rechtsordnung aus und schreibt zudem in allgemein verständlicher Sprache und äußerst unterhaltsam.« Ein »Auskunftsbuch« für etwaige Rechtsstreitigkeiten ist das Buch allerdings nicht - »auch, wenn man hinterher mehr weiß. Und das ist ja bei Weitem nicht bei allen Büchern der Fall.«
Vielmehr wird die deutsche Rechtsordnung systematisch dargestellt und anhand interessanter Fälle erklärt. Da geht es um Parteispenden ebenso wie um Widerstand und zivilen Ungehorsam, um den strafbaren Selbstmordversuch genauso wie um Streik und Aussperrung oder das Geliebtentestament - ein ausgesprochen schönes Kapitel, wie Schulte-Nölke findet, zumal es ein wunderbares Beispiel dafür ist, dass ein Gesetz nicht geändert wurde, die Rechtsprechung heute aber dennoch eine andere als noch vor 30 oder 40 Jahren ist.
Ausgesprochen unterhaltsam ist auch die Debatte über »Mechanische Puppen im Schaufenster eines Warenhauses«, entschieden vom Preußischen Oberverwaltungsgericht: Wenn diese Puppen so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, dass sich ein Menschenauflauf vor den Fenstern bildet und die Straße verstopft - wer ist verantwortlich? An diesem Beispiel lässt sich der juristisch womöglich entscheidende Unterschied zwischen mittelbarer und unmittelbarer Verursachung zeigen. »Wesel verknüpft auf das Angenehmste Information und Unterhaltung. Sein Buch ist wirklich für den Bettkasten geeignet«, wirbt Schulte-Nölke.
Bei ihm liegt dort derzeit allerdings schwerere Kost: eine Ludwig-Wittgenstein-Ausgabe. Für den entspannenden Ausgleich sorgt ein Bändchen (in französischer Sprache) aus der Serie »Der kleine Nick« von Asterix-Erfinder Goscinny mit Illustrationen von Sempé: »Les vacances du petit Nicolas«.
In der kommenden Woche folgt der Literaturtipp von Sven Rahmann.

Artikel vom 09.12.2005