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Land unterm Großen BärZu Besuch bei den Inuit und ihren Kindern in der kalten Arktis
Qanuippit? Wie geht es dir? -ÊQanuinngittunga. Mir geht es gut. -ÊUna suna? Was ist das? -ÊQiuliqtunga. Mir ist kalt.
Das ist kein Chinesisch und kein Japanisch. Auch kein Ketchua oder Kischuaheli. Es ist Inuktitut, die Sprache der Inuit. So nennen sich selbst die Eskimos. Den Namen Eskimo (= Rohfleischesser), den ihnen die südlicher lebenden Indianer gegeben haben, mögen sie selbst gar nicht gern. »Inuit« heißt übrigens einfach »Mensch«.
Stell dir vor, das ganze Jahr herrschen in der Arktis Temperaturen wie bei uns im tiefsten Winter. Richtig kalt wird es, wenn das Thermometer auf unter 35 Grad Celsius absinkt.
Wie die Inuit sich in dieser unwirtlichen Gegend eingerichtet haben, schildern Pit Budde und Josephine Kronfli in dem neuen Buch »Wer sagt denn hier noch Eskimo?« (Verlag Ökotopia, 18,90 Euro). Weil es in der Arktis so kalt ist, gibt es dort auch nur wenige Pflanzen und Tiere. Die Nahrung holen sich die Inuit zum größten Teil fischend aus dem Meer. Außerdem sind sie gute Jäger. Ein paar Kochrezepte gibt es übrigens in dem erwähnten Buch.
Die Karibus, größere Verwandte des europäischen Rentiers, haben ein besonders gut wärmendes Fell, aus dem die Inuit traditionell ihre Kleidung nähen. »Als ich noch ein Kind war«, schildert Martha Angugatiaq, »hatten wir Kleidung aus Karibu-Fellen.« Jacken aus dem Einkaufsladen zog man nur im Sommer an. »Als Erwachsene trug ich die Kleidung aus dem Laden auch im Winter und habe gefroren.« Der Grund: »Es gab nicht mehr genug Karibus. Unsere Männer mussten in weiter Ferne jagen.« Das bekannteste Kleidungsstück der Inuit ist übrigens der längst auch bei uns bekannte »Parka«. Und die Fellstiefel, die sie tragen, sind gerade jetzt in diesem Winter bei uns besonders in Mode.
»Arktos« -Êdas Wort, aus dem sich Arktis ableitet -Ê heißt im Griechischen »Bär«. Die Arktis ist das Land unter dem Sternbild des Großen Bären. Außerdem ist es die Region, in dem die Eisbären zu Hause sind.
Eisbären sind gefährlich. Lieber mögen die Inuit-Kinder deshalb neben den Robben ihre Huskies, die nicht nur die Schlitten ziehen, sondern mit denen sie auch gerne spielen.
Die Inuit sind nicht die ersten menschlichen Bewohner der Arktis. Vorher lebten hier schon Tuniit und Thule. Auch darüber berichtet das Buch. Zudem enthält es viele Spiele, Lieder, Tänze, Sagen und Erzählungen. Die Lieder sind auch auf einer CD enthalten, die der frühere »Chochise«-Sänger Pit Budde zusammen mit Kindern vertont hat. Melodien und Rhythmus gehen so ins Blut, dass man sofort mitsingen möchte. Die Noten dazu gibt es im Buch. Die CD trägt den gleichen Titel und kostet 13,90 Euro.
Buch und CD über die Inuit sind das Beste, was in der wirklichen guten Ökotopia-Reihe »Auf den Spuren fremder Kulturen« seit dem Afrika-Spezial »Karibuni Watoto«Êerschienen ist. Bernhard Hertlein

Artikel vom 17.12.2005