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Abgehalfterter Schriftsteller
torkelt durch den Tag

»Factotum« erzählt das Leben des Charles Bukowski


Spätestens seit Mickey Rourke 1987 als Trinker durch den Film »Barfly« torkelte, ist der herbe Charme des Schriftstellers Charles Bukowski auch dem Kinozuschauer bekannt. Bukowskis speziellen Männerhumor allerdings muss man mögen, um an Bent Hamers Film »Factotum« Freude zu haben.
Der Held, ein abgehalfterter Schriftsteller, hangelt sich zwischen Kneipe, Lotterbett und Rennbahn von Tag zu Tag. Ausgerechnet der einstige Mädchenschwarm Matt Dillon (»Rumble Fish«) hat spielt Bukowskis alter ego Henry Chinaski.
Der 41-Jährige darf sich richtig austoben. Den ganzen Film über sieht Dillon so aus, als würde er in seinen Kleidern schlafen und heimlich Fusel trinken. Der Zuschauer begleitet ihn auf seiner Odyssee von Job zu Job, und wäre nicht Amerika, sondern Deutschland der Schauplatz, wäre die Tristesse kaum zu ertragen. Der norwegische Regisseur hat in den »Kitchen Stories« bewiesen, dass er ein Gespür für lakonischen Witz hat. Es macht ihm Spaß, seinen Helden in einer Gurkenfabrik arbeiten zu lassen - aus der er natürlich schnell wieder rausfliegt.
Das Bukowski-Zitat »Einige Menschen werden nie verrückt - was für ein schreckliches Leben sie führen müssen« ist das Leitmotiv. Auch wenn sich Dillon sehr bemüht, den sympathischen Loser zu spielen, und mit der wunderbaren Lili Taylor, seiner abgetakelten Filmpartnerin Jan, auf der Leinwand harmoniert: So richtig überzeugt der Film nicht. Vielleicht haben schon zu viele mit dem Leben hadernde Schriftsteller in dunklen Bars und schmierigen Hotelzimmern das Kino bevölkert.

Artikel vom 08.12.2005