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Lothar Matthäus
spielt die »Glücksfee«

Die Namen der 32 Teilnehmer stecken in Glaskugeln

Leipzig (WB/dpa). Auf den Tag genau ein halbes Jahr vor dem Anpfiff zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 gehen alle Blicke gespannt nach Leipzig. Die Endrunden-Auslosung morgen Abend in der Messestadt wird zum Riesenspektakel und zur echten Bewährungsprobe für Gastgeber Deutschland.

4000 geladene Gäste aus mehr als 100 Ländern sowie 1500 Journalisten werden Zeugen der Einteilung der acht Vorrunden-Gruppen für die 18. Titelkämpfe vom 9. Juni bis 9. Juli kommenden Jahres sein. Sogar ein Franz Beckenbauer bekam schon im Vorfeld feuchte Hände: »Die Fußball-Welt ist zu Gast in Leipzig. Hoffentlich geht da alles gut, hoffentlich können sie es bewältigen«, sagte der WM-Organisationschef.
»ARD« und »Premiere« strahlen die Mega-Show ab 20.15 Uhr in einer Liveübertragung aus. »Unser Motto: ÝDie Welt zu Gast bei FreundenÜ steht erstmals auf dem Prüfstand«, betonte OK-Vizepräsident Wolfgang Niersbach.
Die nationale Politikspitze mit Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) hat sich für den Abend angesagt. Deutschlands Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus ist nur eine von acht prominenten Glücksfeen aus allen Kontinenten. Er wird in Leipzig die Lose der europäischen Nationen ziehen.
Im Mittelpunkt der mehrstündigen Veranstaltung stehen aber weder Stars und Sternchen noch das runde Leder, das im kommenden Sommer in zwölf WM-Stadien rollen wird. Eigentliche »Hauptdarsteller« sind die 32 Glaskugeln mit den Namen der WM-Teilnehmer als Inhalt. Zwischen 21.20 Uhr und 21.50 Uhr sollen laut Zeitplan unter der Aufsicht von dem als Zeremonienmeister fungierenden FIFA-Kommunikationsdirektor Markus Siegler die Gruppen ausgelost werden.
Die deutsche Nationalmannschaft ist dabei als Kopf der Gruppe A gesetzt und kann sich auf ihre Spiele in der Vorrunde in München (9. Juni), Dortmund (14. Juni) und Berlin (20. Juni) einrichten. Um das Aufeinandertreffen der besten Mannschaften schon in der ersten Turnierphase zu verhindern, hat der Fußball-Weltverband FIFA drei Tage vor der Prozedur wie üblich die Nationen nach Leistungskriterien und geographischen Aspekten in vier Töpfe eingeteilt. So kann Deutschland frühestens im Halbfinale auf Brasilien treffen.
In Topf 1 befinden sich neben dem Gastgeber und Titelverteidiger Brasilien altbekannte WM-Teilnehmer wie die Ex-Weltmeister England, Frankreich, Italien und Argentinien. Dazu wurden noch Spanien und Mexiko als Gruppenköpfe gesetzt, während die Niederlande neben anderen Europa-Vertretern wie Tschechien, Portugal und Polen in Topf 3 gestuft wurde.
Von den ehemaligen Titelträgern verpasste nur Uruguay (1930/1950) die Qualifikation. Aber auch sechs Turnier-Neulinge sind vertreten. Afrika schickt in Ghana, Angola, Togo und Elfenbeinküste gleich vier Länder zu ihrer WM-Premiere.
Die Ukraine und Trinidad/Tobago waren auch noch nie dabei. Serbien-Montenegro (früher Jugoslawien) und Tschechien (früher Tschechoslowakei/CSSR) waren mit ihren Vorgänger-Staaten bei den großen Turnieren am Ball. Australien konnte sich zuletzt 1974 qualifizieren.
Vor vier Jahren, bei der letzten WM in Japan/Südkorea, waren 20 der 32 Länder vertreten, die jetzt erneut nach der Krone greifen.
Über die Los-Zeremonie hinaus soll der Abend Unterhaltung auf höchstem Niveau bieten. Der Zauberer Hans Klok präsentiert eine Illusions-Show. Die »Junge Deutsche Philharmonie« spielt mit den talentiertesten Musikhochschülern Deutschlands in den Trikots der teilnehmenden Nationen ein Orchester-Arrangement mit Werken von Bach, Mozart, Beethoven und Richard Strauss.
Leipzig sei als Ort der WM-Auslosung ganz bewusst gewählt worden. »Leipzig gilt als Symbol. Wir sind ein anderes Deutschland als 1974. Damals war Leipzig eine Stadt im Ausland und die DDR-Mannschaft ein ausländisches Team«, sagte Wolfgang Niersbach.

Artikel vom 08.12.2005