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Köhler: »Wir müssen umdenken«

Bundespräsident sieht in der Alterung der Gesellschaft auch Chancen

Berlin (dpa). Bundespräsident Horst Köhler sieht in dem Rückgang der Bevölkerung und der Überalterung der Gesellschaft nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen für die künftige Entwicklung.»Jedem Kind bestmögliche Bildungschancen geben«, fordert Horst Köhler.
Zum Auftakt der zusammen mit der Bertelsmann Stiftung veranstalteten Konferenz »Demographischer Wandel« unterstrich Köhler in Berlin deutlich den Ernst der Lage, warnte aber vor einer Dramatisierung. Die Umwälzung werde jeden betreffen. »Genauso wichtig ist aber auch die Feststellung: Wir sind den Ursachen und den Folgen des demographischen Wandels nicht hilflos ausgeliefert. Wir haben Möglichkeiten zu handeln, die Zukunft zum Guten zu beeinflussen.«
Nach Worten Köhlers sollte man nicht nur fragen, was man dem Altern und Schrumpfen der Gesellschaft entgegensetze könne. »Wir sollten uns auch mal fragen, ob wir ihm überhaupt etwas entgegensetzen wollen. Fragen wir doch auch einmal, wie es sich lebt mit erheblich weniger als 80 Millionen Einwohnern.« Die viel beschworenen demographischen Probleme seien vielleicht auch Teil der Lösungen, möglicherweise sogar ein Ausgleich für das Wachstum der übrigen Weltbevölkerung.
In den vergangenen 30 Jahren hätten die Deutschen sehr viel weniger Kinder zur Welt gebracht als in den Jahrzehnten davor. »Wenn die Entwicklung so weitergeht, dann wird sie die Zukunft unseres Landes noch viel stärker prägen, denn immer weniger Kinder bedeuten auch immer weniger künftige Eltern«, erklärte der Bundespräsident.
Köhler bezweifelte, dass immer weniger Kinder automatisch auch weniger Innovationsfreude bedeuteten. Nachdrücklich forderte er, das von den Älteren gebildete »Humanvermögen« zu nutzen. Auch im Alter könne man kreativ bleiben. »Was ist das für ein Land, in dem wir bald bis 67 arbeiten sollen, in dem aber viele schon mit 50 keine Stelle mehr finden, weil die Unternehmensleitungen eine »vergreisende Belegschaft« befürchten oder weil sie vorrechnen, ältere Mitarbeiter kosteten sie zu viel?« Da müsse umgedacht und umgesteuert werden.

Artikel vom 07.12.2005