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Zwischen den Stühlen

»Stachelweine«-Gründer Rolf Ulrich gestorben


Berlin (dpa). Der Kabarettist und Gründer der Berliner »Stachelschweine«, Rolf Ulrich, ist tot. Er starb im Alter von 84 Jahren, teilte das Kabarett gestern mit. Der »blockadegeschädigte Jungschauspieler Ulrich«, wie sich »Stachelschwein« Wolfgang Gruner später erinnerte, gründete 1949 das »Klein-Kunst-Unternehmen« in einem Jazzkeller unweit der Berliner Gedächtniskirche. In der legendären »Badewanne«, das eher ein Studentenkabarett war, scharte Ulrich neben Gruner Leute wie Günter Pfitzmann, Wolfgang Neuss, Jo Herbst, Inge Wolffberg und Achim Strietzel um sich.
Ihre wohl berühmteste Spielstätte war dann bis 1965 das Lokal »Ewige Lampe« in der Rankestraße, bevor sie ins Europa Center zogen, wo die »Stachelschweine« heute noch spielen. Für die Programme zeichnete Rolf Ulrich oft genug verantwortlich.
In einer Rückschau schrieb Ulrich, den »Stachelschweinen« sei abwechselnd bescheinigt worden, »Vaterlandsverräter« oder »Handlanger der Kommunisten«, dann wieder, reaktionär, staatserhaltend und »Handlanger des Establishments« zu sein. »So saßen wir immer zwischen den Stühlen und waren im Grunde immer nur eins: Ein Kind dieser Stadt und Sprachrohr ihrer Bewohner... Wir haben unser Kabarett niemals - auch nicht im ÝKalten KriegÜ mit einem politischen Schulungslokal verwechselt.«

Artikel vom 08.12.2005