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Biblische Szenen, Heilige und »Otto Magnus«

800 Jahre alte Wandmalerei in Quedlinburger Stiftskirche wird mit neuer Technik gesichert


Von Thomas Schöne
Quedlinburg (dpa). Mit Hilfe einer neuartigen Technologie soll eine mehr als 800 Jahre alte Gewölbemalerei in der Krypta der Stiftskirche der UNESCO-Welterbe-Stadt Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) gerettet werden. »Die kompletten Restaurierungsarbeiten werden 2006 beendet, Besucher können das Kunstwerk von 2007 an bewundern«, sagte der Spezialist für Wandmalerei an der Hochschule für Bildende Künste (Dresden), Heinz Leitner.
Die Bilder auf einer Fläche von 120 Quadratmeter zählen zu den ältesten Wandmalereien in Deutschland. Die Darstellungen zeigen biblische Szenen aus dem Alten und Neuen Testament sowie Heilige und Apostel und historische Persönlichkeiten der damaligen Zeit, darunter eine mit »Otto Magnus« bezeichnete Person.
Das zum Patent angemeldete Verfahren basiert auf der Vakuumtechnik. »Mit einer Glocke und vorgeschalteten speziellen Papierfiltern werden die Schadstoffe in kleinen Schritten aus dem Mauerwerk der Krypta gesaugt. Anschließend werden die Farbschichten mineralisch gefestigt«, erklärte Restaurator Martin Lehmann das von ihm entwickelte Verfahren. Dies geschehe mit Hilfe von Salzlösungen, die über Kompressen auf die Farbschichten aufgetragen werden. »Die Gewölbebilder sind nach Abschluss dieses Verfahrens für viele Jahrzehnte gesichert, müssen aber weiter beobachtet und gepflegt werden.«
Auslöser für die jahrelangen und insgesamt rund 800000 Euro teuren Sanierungsarbeiten waren Veränderungen an der Malerei. »Wir sahen Verfärbungen, Risse und die Farbe blätterte ab«, sagte der Restaurator. Schließlich wurde die Krypta im Jahr 2001 für die Besucher gesperrt. Der Grund für den »Verfall« der Wandmalereien war schnell gefunden: »Bei der letzten Restaurierung Ende der sechziger Jahre waren die Bilder mit Kunststoff überzogen worden«, erklärte Lehmann.

Artikel vom 08.12.2005