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Zeugin berichtet von Folter

Hussein-Prozess - Neuer Selbstmordanschlag: 45 Tote

Bagdad (dpa). Im Prozess gegen den irakischen Ex-Präsidenten Saddam Hussein hat eine Zeugin gestern unter Tränen berichtet, wie die Schergen des Regimes sie sexuell gedemütigt und gefoltert hatten.Verzog bei der Zeugenaussage keine Miene: Saddam Hussein.
Selbst einer der sieben Mitangeklagten des Ex-Diktators, der frühere Parteifunktionär Ali Daim Ali, kämpfte auf der Anklagebank mit den Tränen, als die Irakerin berichtete, wie sie selbst, andere Frauen und Kinder im Gefängnis misshandelt wurden. Die Zeugin saß während ihrer Aussage hinter einem graublauen Vorhang. Ihre Stimme wurde technisch verzerrt.
Die Zeugin aus der schiitischen Kleinstadt Dedscheel, deren Einwohner das Regime 1982 nach einem fehlgeschlagenen Attentat auf Saddam terrorisiert hatte, erklärte, sie sei im Alter von 16 Jahren festgenommen worden und habe vier Jahre unter unmenschlichen Bedingungen im Gefängnis zugebracht. Nach dem Massaker in Dedscheel waren Dutzende von Frauen und Mädchen im Gefängnis vergewaltigt worden.
Zwei Selbstmordattentäter der Terrorgruppe El Kaida im Zweistromland haben gestern die Polizeiakademie von Bagdad angegriffen und mehrere Dutzend Menschen mit in den Tod gerissen. Die irakische Polizei gab die Zahl der Todesopfer mit 43 an, 75 weitere Menschen seien verletzt worden. Die US-Armee korrigierte erste Angaben, wonach sich zwei Frauen in die Kantine der Polizeischule in die Luft sprengten. Mindestens 27 Polizisten und Polizeischüler seien ums Leben gekommen, hieß es.
Eine andere Extremistengruppe haben gestern einen US-Berater als Geisel genommen. Sie drohten mit seiner Tötung innerhalb von 48 Stunden, falls die USA nicht alle irakischen Gefangenen freiließen. Im Ringen um das Leben der im Irak entführten Deutschen Susanne Osthoff haben die USA der Bundesrepublik geheimdienstliche Hilfe versprochen. In ihrem Gespräch mit US-Außenministerin Condoleezza Rice habe sie eine entsprechende Bitte geäußert, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern in Berlin. »Das ist selbstverständlich zugesagt worden.«

Artikel vom 07.12.2005