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Stromausfall

Beispielloser Blackout

Nach einem in Deutschland bislang nicht dagewesenen Zusammenbruch der Technik und bis zu fünf Tage langem Warten waren am Abend des 30. November war das Münsterland wieder flächendeckend mit Strom versorgt.


Heftige Schneestürme hatten am 25. und 26. November 82 Hochspannungsmasten zum Einsturz gebracht und die Stromversrgung für bis zu 250 000 Menschen unterbrochen. Betroffen vom Stromausfall waren neben dem Münsterland am 25. November auch der Kreis Minden-Lübbecke und der Raum Halle in Ostwestfalen. Hier hatten Sturm und Eisregen die Leitungen des RWE-Netzes beschädigt. In OWL waren die Schäden jedoch größtenteils nach wenigen Stunden wieder behoben.
Nach den Stromausfällen im Münsterland geriet der Energiekonzern RWE unter Erklärungsdruck. Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) forderte nach Berichten über Sicherheitsmängel am Freileitungsnetz Aufklärung über Zahl und Standort gefährdeter Masten, den Gefährdungsgrad sowie Termine für anstehende Sanierungsmaßnahmen.
RWE wies die Verantwortung für die Stromausfälle im Münsterland zurück. Die Schäden an den Masten seien nach heutiger Erkenntnis auf die extreme Wettersituation zurückzuführen, erklärte ein Sprecher der RWE Energy AG. Zwar seien knapp zwei Drittel der insgesamt 82 umgeknickten Masten aus so genanntem Thomasstahl gewesen, der spröde werden könne. Doch habe es auch Stahlmasten neuester Bauart und Betonmasten erwischt.
Nach RWE-Angaben sind etwa 70 Prozent der 2900 Masten der sanierungsbedürftigsten Kategorie bereits ausgetauscht oder erneuert worden. Auch an Masten der anderen Kategorien wird demnach bereits gearbeitet. Bis 2015 sollen alle 28 000 Masten saniert sein.
RWE will nach den Stromausfällen im Münsterland jetzt ein unabhängiges Gutachterbüro mit der technischen Überwachung seiner Stromnetze beauftragen.
Der Vorstandsvorsitzende von RWE Energy, Berthold Bonekamp, sagte am 9. Dezember im Wirtschaftsausschuss des Düsseldorfer Landtages: »Es geht uns darum, Glaubwürdigkeit zu sichern.« Anfang Dezember musste RWE dann noch einräumen, dass einige tausend Masten bereits mehr als 60 Jahre alt sind.
Nach Einschätzung des Bundes der Energieverbraucher zahlen die deutschen Verbraucher jährlich 18 Milliarden Euro für die Netze. Davon würden aber bislang nur zwei Milliarden in die Anlagen investiert, der Rest wandere wohl in die Gewinne. WB/pe

Artikel vom 31.12.2005