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Menschen in
unserer Stadt
Dr. Bernhard Hünerhoff
Internist und Kardiologe

Gestern hat ihn die Familie einmal ganz für sich allein gehabt - immerhin sollte ein 85. Geburtstag gefeiert werden. An normalen Tagen nämlich fährt Dr. Bernhard Hünerhoff, der zwar seit sieben Jahren nicht mehr praktiziert, gerne noch nach Brackwede, wo sich der Internist und Radiologe 1957 niedergelassen hatte - in seiner ehemaligen Praxis kümmert er sich um Verwaltungsdinge.
Ein zweiter Fixpunkt im Leben des dreifachen Vaters (ein Sohn starb viel zu früh) und dreifachen Großvaters ist das Haus an der Finkenstraße. Hier wurde Bernhard Hünerhoff am Nikolaustag 1920 geboren, von hier aus stiefelte er zum Ratsgymnasium (Abitur 1939) und hier wirkt er mit seiner Ehefrau Rita noch heute: Auf dem Gelände des alten Bauernhofs weiden vier Schafe.
»Mein Vater riet mir, Medizin zu studieren, um dem Dienst mit der Waffe zu entgehen«, aber Bernhard Hünerhoff entkam dem Soldatentod dennoch nur knapp: »Zweimal wurde ich von Schiffen abkommandiert, die auf ihrer nächsten Fahrt mit Mann und Maus untergingen.« Unermüdlich rettete der junge Hilfsarzt im Frühjahr 1945 Flüchtlinge vor der Roten Armee über die Ostsee.
Staatsexamen in Göttingen - »an meinem 25. Geburtstag« -, Einsatz im Städtischen Krankenhaus und in Herford, Praxiseröffnung an der Brackweder Hauptstraße 64: Dr. Bernhard Hünerhoff war Arzt aus Passion. »Wissenschaftliche Arbeit bestimmt mein Leben«, sagt der 85-Jährige, der zudem lange Jahre als Betriebsarzt bei Thyssen wirkte und sich ehrenamtlich in Kassenärztlicher Vereinigung und Ärztekammer engagierte.
Besonders stolz ist der agile Mediziner darauf, dass es ihm gelang, den Bielefelder Notfalldienst, so wie er sich heute präsentiert, »unter Schmerzen« aus der Taufe zu heben. »Meine Güte, welche Überzeugungsarbeit war dafür nötig!«
Ein wenig Zeit neben der Sorge um die Gesundheit der Menschen blieb Dr. Bernhard Hünerhoff aber doch. Bis vor kurzem ist er gesegelt, und einmal im Jahr wandert der ehemalige Vorsitzende der Ehemaligen des Ratsgymnasiums mit ebendiesen Ehemaligen durch die Republik. »Kürzlich waren wir an der Müritz, und im nächsten Herbst soll es rund um Hamburg gehen.« Matthias Meyer zur Heyde

Artikel vom 07.12.2005