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Auf die Botschaft kommt es an: Der Nikolaus im Einsatz.

Auch wer teilt, kann ein
reicher Mensch werden

Der Pfarrer der Nicolaikirche über deren Namenspatron


Bielefeld (MiS). Manchmal fragt sich Armin Piepenbrink-Rademacher, was Nikolaus von Myra wohl denken würde, könnte er sehen, was am heutigen Tag so alles in seinem Namen geschieht. Der Bischof aus Kleinasien ist seit 1317 der Namensgeber auch von Bielefelds ältester Stadtkirche, der Evangelischen Altstädter Nicolaikirche, an der Piepenbrink-Rademacher als Pfarrer Dienst tut.
Hungernden Bewohnern von Myra soll Nikolaus im 4. Jahrhundert Getreide aus einer für Rom bestimmten Lieferung beschafft haben. Er soll die Kinder der Stadt vor einer Entführung durch Seeräuber bewahrt und armen Mädchen zu einer Mitgift verholfen haben. Diese Mildtätigkeit gerade gegenüber den Jüngsten begründete den Ruf des Kirchenmannes und machte ihn in späteren Jahrhunderten zu einer Hauptfigur in der Vorweihnachtszeit.
»Die Geschichte vom Nikolaus ist eine, die gerade Kinder und Jugendliche sehr gut nachvollziehen können«, sagt Piepenbrink-Rademacher. Und das versöhnt ihn ein bisschen mit dem, wie der Nikolaus heute dargestellt wird. Im roten Mantel und mit Rauschebart. »Da kommt auch manches durcheinander«, weiß der Pfarrer von Altstädter Nicolai nur zu gut. Auf einmal ist der Nikolaus auch der Weihnachtsmann, der Weihnachtsmann der Nikolaus.
»Wenn aber hängen bleibt, dass es Freude bereitet zu teilen und dass man auch durch Teilen reichen werden kann, dann ist schon eine Menge gewonnen«, meint Piepenbrink-Rademacher und sieht Parallelen zu St. Martin, der einem Bettler seinen Mantel gab.
So findet es der Pfarrer durchaus richtig, dass heute daheim, in Kindergärten und Schulen die Kinder mit kleinen Gaben bedacht werden. Für Piepenbrink-Rademacher ist die Vorweihnachtszeit aber auch eine Zeit mit ganz unterschiedlichen Facetten. Er erlebt sie aus unmittelbarer Nähe. Da ist der Weihnachtsmarkt mit Karussells und Glühweinständen direkt vor der Kirchentür. »Das ist ein Stück moderner Freizeitqualität, das Event-Charakter hat«, sagt der Pfarrer. Das Gotteshaus dagegen biete täglich die Möglichkeit zur Einkehr, zur Meditation. Und auch das sei ganz sicher im Sinne des Namensgebers der Bielefelder Hauptkirche.

Artikel vom 06.12.2005